SWR2 Wort zum Tag

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12NOV2019
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In diesen Tagen sind sie wieder unterwegs: Die Martinszüge mit dem Reiter und den vielen Kindern mit Laternen. Wobei: Martin von Tours ist deutlich mehr gewesen als ein römischer Soldat, der seinen Mantel durchschneidet und mit einem Bettler am Straßenrand teilt, der sonst vielleicht erfroren wäre.

Nach dieser Tat der Nächstenliebe erst  hat er den christlichen Glauben kennengelernt und hat sich taufen lassen. Sehr konsequent war es, dass er sich dann auch von seinem Beruf getrennt hat: Nach fünfundzwanzig Jahren im römischen Heer  wirft er dem Kaiser den Bettel hin –  kurz vor einer Schlacht bei Worms (356 nChr).  Dem Kaiser Julian sagt er: „Bis heute habe ich dir gedient;  gestatte nun, dass ich jetzt Gott diene.  Ich bin ein Soldat Christi, es ist mir nicht erlaubt, zu kämpfen“.  Klar, dass ihm das als Feigheit vor dem Feind ausgelegt wurde. Aber damit hatte Martinus wohl gerechnet. Er bietet nämlich an, ohne Waffen in die Schlacht zu gehen, gern auch in der ersten Reihe.

Gott sei Dank blieb ihm der Beweis erspart, wie sehr er auf Gottes Schutz vertrauen kann: Vor Tagesanbruch schickten die Germanisch-Gallischen Gegner Unterhändler; es gab einen Waffenstillstand und keine Schlacht. Martins einziger Schaden war:  er musste auf das geschenkte Landgut verzichten, das der Kaiser jedem Veteranen zum Abschied schenkte –  zum Dank für treue Dienste bei der Truppe und zur Altersversorgung.

Aber da war er sowieso schon auf einem anderen Weg. Der Soldat Martinus wird Mönch;  aber sein Ruf verbreitet sich schnell im Land. Als die Stadt Tours einen neuen Bischof braucht, entführen sie ihn aus dem Kloster  und geleiten ihn mit Sprechchören bis in die Kathedrale. Martin entwischt noch mal, versteckt sich im Gänsestall. Leider verraten ihn die Gänse mit lautem Geschrei –  deswegen sind auch gestern wieder Martinsgänse auf vielen Tischen gelandet.

Scheint, dass Martin ein guter Bischof geworden ist in Tours an der Loire. Stadt und Bistum Trier sind stolz, dass er zweimal hier gewesen ist –  einmal davon im heftigen Streit mit dem Kaiser und anderen Kirchenleuten.  Bei uns im Bistum Trier gibt es fast so viele Martins-Kirchen und Pfarreien wie solche, die der Gottesmutter Maria geweiht sind.  Ein sehr beliebter Heiliger.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29763
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