SWR3 Worte

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12NOV2019
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Heute vor 90 Jahren wurde der Schriftsteller Michael Ende geboren. In seinem Buch Momo lässt er den Straßenkehrer Beppo sagen:

 

„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen […] Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. […] So darf man es nicht machen! […] Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken. […] Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten. […] Dann macht es Freude; […] Und so soll es sein. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, […]

 

Quelle: Michael Ende: Momo – oder die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte; Schulausgabe mit Materialien. Verlag Thienemann. Stuttgart, Wien: 1993, S. 36f.

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