Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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16NOV2019
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„Denk nicht an ein rotes Krokodil“, muss nur einer sagen. Und schon steht mir ein rotes Krokodil vor Augen. So tickt das Gehirn. Es lässt sich keine Vor-stellungen verbieten. Mehr noch: wenn man sie verbietet, sind sie erst recht da. 

Nur, wenn das so ist – warum dürfen wir uns dann kein Bild von Gott machen? So steht es ja in den Geboten: Du sollst dir von Gott kein Bildnis machen.

Und das ist doch merkwürdig, oder? Ausgerechnet derjenige, der die Menschen erschaffen hat, sollte nicht wissen, wie unser Gehirn funktioniert? – Und dass es keinen Sinn macht, uns eine Vorstellung zu verbieten... 

Deshalb glaube ich ja auch: es ist etwas ganz anderes damit gemeint.

In meinen Augen will das Gebot zum Ausdruck bringen:

Gott ist viel größer, als jede menschliche Vorstellung von ihm.

Gott sprengt jeden Rahmen.

Er lässt sich nicht von Menschen auf irgendetwas festlegen. Und jedes noch so kluge Buch, dass wir über ihn schreiben, bleibt immer nur der bescheidene Versuch einer Annäherung. Denn wir können Gott nicht wirklich begreifen. Weder die Kirchen, noch die Religionen. Sie alle bleiben hinter dem zurück, was und wer Gott wirklich ist.

Und dazu ist das Gebot meiner Meinung nach da - um uns das immer wieder vor Augen zu führen: Gott ist größer als alle menschliche Vorstellung. 

Die Bibel drückt das an einer Stelle so aus:

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,

und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.

Sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde,

so sind auch meine Wege höher als eure Wege,

und meine Gedanken höher als eure Gedanken.“ Jesaja 55, 8-9 

Diesen schwindelerregenden Höhenunterschied kann nur einer überwinden, und das ist Gott selber. Und das hat er ja auch getan, indem er durch Jesus auf die Welt gekommen ist. An Weihnachten.

Und an den können wir uns halten, wenn es um Gott geht.

Das Interessante ist: Auch Jesus hat in Bildern von Gott erzählt. Er hat erzählt: Gott ist wie ein Hirte, der über seine Schafe wacht. Oder wie ein guter Vater.

Es sind Bilder des Vertrauens. Und der Güte. Bilder, die die Tiefen aufsuchen. Und das Herz anrühren. Und Gott spürbar machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29732
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