SWR2 Wort zum Tag

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„Wer sucht, der findet.“ Ein ermutigender Spruch. Hilfreich z.B., wenn sich die berühmte Stecknadel im Heuhaufen nicht finden lässt. Such nur weiter, es wird sich schon finden. „Wer sucht, der findet“. Wie oft zahlt sich solches Vertrauen auch aus. Allerdings: Oft bleibt die Suche vergeblich. Da stellen wir das ganze Zimmer auf den Kopf, um das eine Schriftstück zu finden - alles vergeblich. Da haben wir die Schlüssel verlegt, durchforsten alle Taschen und Kleider – und haben trotzdem kein Finderglück. „Der biblische Satz: „Sucht, so werdet ihr finden“ ist also so selbstverständlich nicht, da steckt eine unglaubliche Portion Vertrauen darin. Jesus muss ein Mensch gewesen sein, der dieses Vertrauen hatte, spürte. Weil er von der Gegenwart Gottes so radikal überzeugt und erfüllt war. Deswegen konnte er versprechen: Wer sucht, findet auch.
„Finden macht das Suchen leichter“ – heißt eine neue Sammlung hintersinniger Aphorismen aus der Feder des israelischen Schriftstellers Elazar Benyoetz. In der Tat: wer schon mal erfahren hat, wie schön Finden sein kann, macht sich zuversichtlicher auch wieder ans Suchen, wenn es nötig ist. Bei Benyoetz finde ich einen Aphorismus mit dem Titel: „Ursäglich“. Natürlich ein bewusster, ein kunstvoller Versprecher: „Unsäglich“ hätte einen negativen Beigeschmack, „Unsagbar“ kann leicht ins Leere und Nichtige führen, „Ursäglich“ meint die Wahrheit von woanders her. „Dass man Gott sucht, besagt, / dass finden allein / nicht genügt.“ Da hat man nie genug gefunden, da ist man nie genug gefunden – eine unendliche Geschichte wie das Leben und die Liebe. Die Suche nach Gott ist eine unendliche Geschichte. Wer sich von ihm finden lässt, sucht ihn noch mehr.
Die Bibel ist voll von solchen Suchgeschichten. „Ich suchte ihn, doch er war nicht zu finden“, lese ich z.B. in einem Psalm (37,36) aber auch: „Alle, die dich suchen, sind schon voll Freude“ (40,17). Da ist eine tiefe Zuversicht im Spiel, dass solches Suchen nicht vergeblich ist. Wer wirklich konsequent und treu der Stimme seines Gewissens folgt und den Sinn seines Lebens sucht, der wird auch fündig – so die Botschaft. Die Lebensstimme, die uns führt und lockt, verführt nicht. Das Geheimnis, das wir Gott nennen, spielt nicht Katz und Maus mit uns. So verlässlich will dieser Gott das Glück jedes Menschen, dass er beim Propheten Jesaja (65,1) sagen kann: „Ich wäre zu finden gewesen (selbst) für die, die nicht nach mir suchten“. Sogar das! Um so mehr gilt denen, die die Wahrheit suchen, das Versprechen, dass sie auch finden.
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