SWR3 Gedanken

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29OKT2019
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Dunkelrote Farbe und ein betörendes Aroma in der Nase. Das macht unter anderem einen guten Rotwein aus. Der Winzer, von dem ich ihn gekauft habe, hatte diesen schönen Wein aber noch mit einem anderen Wort beschrieben: Er sei ein wahrer Seelentröster. An dieses Wort muss ich oft denken, wenn ich den Wein vor mir im Glas habe. Dabei ist das ja zwiespältig. Denn wer seine Sorgen allzu schnell in ein Gläschen Wein schüttet, kann bald ja ein anderes Problem haben. Wenn der Wein nämlich vom Seelentröster zum Alkoholproblem geworden ist. Frustsaufen ist ganz sicher kein Trost.

Doch was tut meiner Seele gut, wenn sie verletzt ist? Zum Beispiel, weil ein geliebter Mensch gestorben ist und ich nun dastehe und erst mal untröstlich bin. Drei Dinge sind es, die mir in solchen Momenten zum echten Seelentröster geworden sind. Zum Ersten die Ruhe. Meine Welt ist ja gerade durcheinander geraten und ich muss sie jetzt erst mal neu sortieren. Das braucht Zeit und Ruhe. Zum Zweiten ist da für mich mein Glaube. Daran, dass es diesen Gott, von dem ich anderen so oft erzähle, tatsächlich gibt. Und dass er mich genau jetzt nicht hängen lässt. Manchmal scheint er auch für mich weit weg zu sein. Aber in diesen Zeiten hab ich ihn meistens ganz nah erfahren. Und zum Dritten sind es Menschen. Menschen, die einfach da sind. Die mich auch mal in den Arm nehmen und mir zuhören. Gern auch an einem langen Abend bei einem wunderbaren Rotwein, den wir dann miteinander teilen. Das wärmt und das tröstet. Ein lieber Mensch bei einem Glas guten Wein. Echte Seelentröster.

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