SWR3 Gedanken

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28OKT2019
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Eine Freundschaftsbank ist eine, wie ich finde, geniale Idee. Der Psychiater Dixon Chibanda hat sie erfunden. Er ist einer von nur ganz wenigen Psychiatern, die es in Simbabwe gibt. Einem afrikanischen Land mit 16 Millionen Menschen und gewaltigen Problemen. Nach einer jahrzehntelangen Diktatur sind viele dort traumatisiert und bräuchten professionelle Hilfe. Doch die gibt es nicht. So kommt Dr. Chibanda auf die geniale Idee mit den Freundschaftsbänken. Denn Menschen, die anderen zuhören können, gibt es genug in Simbabwe. Und die sitzen nun auf diesen Bänken im Schatten unter einem Baum und hören zu. Zumeist alte, lebenserfahrene Frauen mit einem weiten Herz. Frauen, die so schnell nichts aus der Fassung bringen kann. Wer ein Problem hat und nicht mehr weiter weiß, kann sich einfach neben sie auf die Bank setzen. Kann ihnen das Herz ausschütten und von den Sorgen erzählen, die ihn bedrücken. Gute Ratschläge gebe sie den Menschen nie, sagt eine von diesen alten Frauen. Auf der Freundschaftsbank höre sie den Menschen einfach nur intensiv zu. Das helfe vielen schon weiter, um selber eine Lösung für ihr Problem zu finden.

Mich hat diese Geschichte fasziniert. Ob das auch bei uns funktionieren würde? Ich weiß es nicht. Aber jüngere Menschen mit seelischer Not gibt es auch bei uns ganz viele. Und alte Menschen, die Zeit zum Zuhören hätten, die gibt es auch – immer mehr sogar. Und vielleicht könnte sie hier und da ja wirklich gegenseitig voneinander profitieren. Die Jungen von der Lebenserfahrung und der Gelassenheit der Alten. Und die Alten von dem Gefühl, dass ihr Lebenswissen und ihre Lebensweisheit nicht sinnlos geworden sind, sondern noch immer gefragt und gebraucht werden.

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