SWR4 Abendgedanken

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30OKT2019
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Taizé ist ein kleiner Ort in Burgund, in Frankreich. Dort hat sich vor fast achtzig Jahren eine ökumenische Brüdergemeinschaft angesiedelt. Sie beten für die Ökumene, das Bemühen der Kirchen um die Einheit. Und sie leben die Einheit. Aus allen Konfessionen stammen sie und feiern ihre Gottesdienste gemeinsam. Ihre Kirche haben sie Versöhnungskirche genannt. Natürlich beten sie auch für die Belange der Welt. Die besondere Nähe zu Gott finden die Brüder in der Abgelegenheit und Stille dieser Gegend.

Heute versammeln sich jede Woche Tausende von Jugendlichen und Erwachsenen in Taizé, um mit den Brüdern zu beten, Bibelgespräche zu halten, über ihr Leben nachzudenken und sieben Tage ganz einfach zu leben. Ein Jugendlicher meiner Gemeinde hat mir vor einiger Zeit von seinen Erfahrungen in Taizé berichtet. Er beschreibt sich als nicht sehr religiös. Hier hat er Gott in einer ganz neuen Weise für sich entdeckt. Gerade die einfache Art zu leben hat ihn sehr angesprochen, gerne hat er auch Dienste übernommen, besonders gerne in der Küche.

Beeindruckt haben ihn auch die Gottesdienste in der Kirche. Mit viel Ruhe und Stille, aber auch mit den schönen Gesängen. Die sind meist nur eine oder zwei Zeilen lang und werden oft wiederholt. So findet die Botschaft der Gesänge den Weg mitten ins Herz der Menschen.

Er hat das Gefühl gehabt, Gott ganz nahe zu sein. „Ich brauchte gar nichts anderes, das hat mir genügt“, hat er mir gesagt.

Ein Gesang mit spanischem Text drückt genau das aus: „Nada te turbe, nada te espante: quien a dios tiene, nada le falta, solo dios basta.“

Auf deutsch: „Nichts beunruhige dich, nichts ängstige dich: Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

Theresa von Avila soll das gesagt haben, eine bedeutende Mystikerin und Theologin des Mittelalters aus dem 16. Jahrhundert. Schon als Kind hatte sie große Freude an Gott. Sie fühlte sich ihm besonders nah. Später ist sie dann in den Karmelitinnen-Orden in ihrer Heimatstadt Avila eingetreten, um sich ganz dem Gebet zu widmen. Auch als sie drei Jahre nur krank im Bett liegen konnte, ist ihre Beziehung zu Gott nicht zerbrochen.

Wie der junge Mann machen viele Menschen in Taizé die Erfahrung, dass sie auf vieles verzichten können, was sonst im Leben so wichtig erscheint.

Sie genießen das einfache Leben und möchten es immer wieder erleben. Der junge Mann hat sich auch wieder auf den Weg gemacht.

Denn er möchte wieder erleben: „Nichts beunruhige dich, nichts ängstige dich. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29650
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