SWR3 Gedanken

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„Wo im Menschen die Frage nicht ist, da ist auch nicht die Antwort des Heiligen Geistes.“
Rund 1000 Jahre alt ist dieser Satz. Ein Satz von Hildegard von Bingen, einer sehr weisen Frau des Mittelalters. Chefin eines großen Klosters, Kirchenpolitikerin, die den macht- habenden Männern immer wieder ins Gewissen geredet hat. Eine Größe ihrer Zeit auch als Naturwissenschaftlerin und Heilerin mit großem Wissen in der Medizin. Eine neugierige, vielseitige Person. Und sie sagte diesen so steilen wie wahren Satz:
„Wo im Menschen die Frage nicht ist, da ist auch nicht die Antwort des Heiligen Geistes.“
Fragen also, Fragen ist wichtig, Fragen drängen nach Sinn: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu lebe ich? Fragen schaffen Nähe und Vertrauen: Wie geht es dir? Wann sehen wir uns wieder? Fragen sind der Anfang von Veränderungen: Wozu das alles? Stimmt das denn? Fragen sind etwas zutiefst menschliches. Wer aufgehört hat zu fragen hat sich arrangiert oder ist resigniert. Wer fragt interessiert sich für das Leben oder will sich nicht mit den Dingen abfinden „wie sie halt so sind“... Fragen halten einen in geistiger Bewegung. Sie sind unsichtbare Bewegung, ein anderes Wort für Geist. Das meinen die Menschen, die an den Heiligen Geist glauben: Eine unsichtbare Kraft, die die Menschen in gesunder Unruhe hält. Sie antreibt, verbindet, beflügelt. Und Antworten gibt. Oft wenn man nicht damit rechnet, aber immer wenn man vorher Fragen gestellt hat.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=296
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