Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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11OKT2019
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Freitags ist die Welt eine andere. So scheint es zumindest seit einigen Monaten zu sein. Denn freitags protestieren Jugendliche und junge Erwachsenen lautstark für einen politischen Wandel. Nur zur Einordnung: »Fridays for Future« fordert im Wesentlichen das ein, was fast 200 Länder im Übereinkommen von Paris schon 2015 vereinbart haben. Doch die Politik tut bisher wenig, um dieses Übereinkommen umzusetzen. Deshalb gehen Schülerinnen und Schüler auf die Straße. Und ihnen schließen sich immer mehr Erwachsene und Ältere an.

Freitags ist für Glaubende die Welt schon lange eine andere. Weil Christinnen und Christen auf der ganzen Welt an Karfreitag an das Sterben Jesu denken. Und weil seitdem jeder Freitag an den Tod Jesu erinnert. Um das deutlich zu machen, gab es jahrhundertelang freitags eine besondere Regel beim Essen: Kein Fleisch. Der Verzicht auf Fleisch macht diesen Tag besonders, er würdigt ihn. Das kennt jeder: In einer Krise, einer bedrückenden Situation, in der Gefahr, da kriegt man keinen Bissen runter. Das Fasten von Fleisch greift auch diese Erfahrung auf.

Heute verzichten wieder viele auf Fleisch. Nicht nur freitags. Sondern grundsätzlich. Der Verzicht auf Fleisch ist heute vor allem ein Symbol für Tierwohl und Klimaschutz. Jeden Tag Fleisch, daran erinnert sowohl »Fridays for Future« wie auch das christliche Fasten ist weder gesund noch ökologisch gut.

Ich finde das spannend, dass eine alte Tradition hier in einem neuen Gewand daherkommt. Außerdem: Der Verzicht auf Fleisch diente jahrhundertelang auch dazu, neue Energie zu schaffen, Ressourcen freizusetzen. Jeder, der schon mal gefastet hat, kennt das: Verzicht macht stark, weckt neue Kräfte, lässt klarer sehen. Wer verzichtet, der fragt, was eigentlich wirklich wichtig und wesentlich ist im Leben. Das ist im Christentum so – und auch bei »Fridays for Future«.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29549
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