SWR2 Wort zum Tag

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04OKT2019
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Das Kinderzimmer meines Sohnes verändert sich immer wieder. Regale werden verschoben und Bücher ausgetauscht. Das Babybett verschwindet und ein Kinderbett kommt rein. Ein Instrument findet Platz im Raum. Auch Grünpflanzen gibt es an unterschiedlichen Orten. Und  an der Wand gibt es immer wieder mal ein neues Bild.

Es ist schon faszinierend, wie sich ein Zimmer verändern kann, wenn man „ummöbeliert“.

Aus dem Zimmer für ein Kleinkind wird ein Kinderzimmer und schließlich das Zimmer eines Jugendlichen. 

Interessant ist, dass ein Kinderzimmer ein Bild für den eigenen Glauben sein kann. In dem Jugendbuch „Klara und das Glück“ wird so ein Kinderzimmer mit dem persönlichen Glauben verglichen.

Der Glaube ist im Bild gedacht wie ein leeres Zimmer. Und über die Jahre hinweg füllt sich dieser Raum.

Wenn ich schon als Kind religiös erzogen worden bin, dann habe ich von klein auf in diesem Zimmer quasi gewohnt. Mein Zimmer des Glaubens hat eine bestimmte Grundausstattung bekommen. Zum Beispiel, indem meine Eltern oder Freunde mir den Glauben vermittelt und vorgelebt haben. Also Gottesdienste, Beten, Feste feiern.

Vielleicht ist dieses Zimmer sogar Zuhause geworden, wo ich mich wohl fühle.

In das Zimmer des Glaubens kann ich auch immer wieder zurück, selbst wenn ich es eine Weile verlassen habe. Und es ist natürlich möglich dieses Zimmer neu einzurichten. Also Kindermöbel entfernen und durch altersgemäße Gegenstände ersetzen. Übertragen bedeutet das, dass ich meinen Glauben weiterentwickle. Kindliche Gottesbilder werden verabschiedet und theologische Behauptungen hinterfragt. 

Wenn ich völlig ohne Religion groß worden bin, dann ist dieses Zimmer leer. Und ich habe eine Riesenchance diesen leeren Raum zu gestalten. Ihn zu meinem Zuhause zu machen. Das ist anstrengend, ich muss eine Menge Möbelkataloge wälzen und vieles Probesitzen und -liegen. Aber nachher ist es so, wie es für mich passt. 

Natürlich hinken solche Vergleiche und Bilder sind begrenzt. Aber dieses Bild regt mich zum Nachdenken an.

Besonders dieses Zitat hier aus dem Buch, wo es heißt: „Ich glaube, bei jedem Menschen ist ein solches Zimmer da. Man muss es nur gezeigt bekommen oder irgendwie selbst finden.“ 

Der Glaube ist demnach in jedem Menschen vorhanden.

Egal, ob ich als Kind so ein Zimmer hatte, oder nicht, es bleibt die eigene Aufgabe das Zimmer zu gestalten, sodass man darin auch leben kann. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29525
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