Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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26SEP2019
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Eine schlichte Holzbank unter einem schattigen Baum. So simpel kann das Werkzeug sein, um einem verzweifelten Menschen zu neuem Lebensmut zu verhelfen. Jedenfalls dann, wenn auf dieser sogenannten Freundschaftsbank eine Gogo sitzt. Eine Großmutter, wie sie die lebenserfahrenen alten Frauen in Simbabwe liebevoll nennen. So hat vor kurzem ein Nachrichtenmagazin von dieser wunderbaren Geschichte erzählt. Simbabwe, ein atemberaubend schönes aber völlig heruntergewirtschaftetes Land. Jahrzehnte lang ausgeplündert von einem inzwischen gestorbenen Despoten. Wer dort psychische Probleme bekommt, ist besonders arm dran, denn psychiatrisch geschulte Ärzte gibt es so gut wie nicht. Doch dafür  gibt es die Gogos, die Großmütter mit dem weiten Herzen, die so wunderbar zuhören können. Wer verzweifelt ist und nicht mehr weiter weiß, der kann sich einfach zu einer von ihnen auf die schlichte Holzbank setzen und der Gogo von seinen Sorgen berichten. Sie gebe den Leuten keine Ratschläge, sagte eine dieser alten Frauen. Sie höre den Menschen einfach nur zu und helfe ihnen, selber eine Lösung für das Problem zu finden.

Es ist ein ganz anderer Blick aufs Alter als bei uns, wo der Wert eines Menschen eher zu sinken scheint, je älter er wird. Wo das Alter mehr als Last und Kostenfaktor gesehen wird, und weniger als ein Schatz für die Jüngeren. Wo die Lebensweisheit eines Menschen kaum eine Rolle spielt, während technologisches Expertenwissen ganz hoch im Kurs steht.

Dabei ist das alles andere als neu. Schon das vierte der zehn Gebote „Du sollst Vater und Mutter ehren“ richtet sich ja nicht an ungehorsame Kinder, sondern an uns erwachsene Menschen. Die Lebensleistung und -erfahrung unserer alten Eltern sollen wir schätzen und die alten Menschen in Ehren halten.

Als einer, der selber langsam alt wird, stelle ich mir nun vor, wie wundervoll trotz aller körperlichen Einschränkungen das Alter sein könnte, wenn ich mir nicht wie ein nutzloser alter Zausel vorkomme, der nur nervt und den jungen Leistungsträgern auf der Tasche liegt. Wenn ich vielmehr auch dann noch ein gefragter und geschätzter Zuhörer und Gesprächspartner sein kann. Darauf würde ich mich freuen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29464
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