Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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16SEP2019
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Mit Mechthild Werner, guten Morgen. Nun haben Sie ihn schon gehört, meinen Namen. Und ich weiß nicht, wie viele Mechthilds oder Mechtild“e“s Sie kennen. Ich weiß nur, dass ich lange nicht so heißen wollte. Warum? Gerade habe ich es wieder erlebt.

Ich habe einen jungen Mann aus dem IT-Service getroffen, um mein Laptop zu überprüfen. Wir haben einander zuvor nur gemailt. Als er mich sieht, platzt er heraus: „Sie sind ja noch nicht soooo alt und sehen auch gar nicht aus wie...“ „Wie Mechthild?“, frage ich. „Ja“, stottert er. “Der Name klingt irgendwie so...“ Was er nicht sagen wollte, steht im Namenslexikon. Mechthild klinge „alt, wenig attraktiv, eher intelligent“ Immerhin...

Aber das kenne ich ja von klein auf. Zu heißen wie eine alte Jungfer auf der Burg. „Wie Mechthild von Magdeburg eben“, hat mein Vater immer stolz erklärt. So was kann wohl nur ein Pfarrer sagen. Schrecklich war der Name damals dennoch für mich. „Fürchte dich nicht, spricht Gott, ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ (Jesaja 43,1) Dieser bekannte Vers beim Propheten Jesaja ist mein Bibelspruch zur Konfirmation geworden. Meine Mutter, ganz Pfarrfrau, hat ihn mir ausgesucht, vielleicht gar zum Trost. „Fürchte dich nicht.“

Aber es war lange fürchterlich für mich, meinen Namen zu hören, zumindest als Kind. Darum hat meine Mutter mich meist „Mette“ gerufen. Bei „Mechthild“ wusste ich, es gibt Ärger. Damals hätte ich lieber noch Maria geheißen. Meine Teenagerjahre lang habe ich gekämpft mit meinem Namen. Mechthild heißt wohl nicht umsonst „tapfere Kämpferin“. Aber ich bin mit meinem Namen erwachsen geworden. Heute mag ich ihn und denke: Vielleicht muss jede und jeder erst hineinwachsen in den eigenen Namen.

Ich muss gerufen werden von Menschen, die mich kennen und lieben. Das macht mich einzigartig. Wie meine Taufe und Konfirmation, in der mir Gott selbst sagt: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Ob nun altmodisch wie Mechthild und Maria oder peppig wie Jorge. So heißt nämlich der junge Mann aus der IT, den ich getroffen habe. Seine Familie kommt aus Spanien. Und, so verrät er noch “mit zweitem Namen heiße ich Jesus.“ Kaum zu glauben. Denn unter uns: So sieht er gar nicht aus.

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