SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Do not disturb - bitte nicht stören!“ Dieser Satz hängt manchmal als rotes Pappschild an den Türen von Hotelzimmern. „Do not disturb – bitte nicht stören“. Ich finde dieses rote Pappschild passt wunderbar in die Adventszeit. Eine Zeit, die den Menschen nach innen ausrichten möchte. Eine Zeit, in der er wieder zu sich oder wenigstens wieder näher zu sich selbst kommen soll. Weil ihm das einfach gut tut: Sich gut beieinander zu fühlen, wohlig bei sich zu sein, innerlich rund und ganz. Darum wird man auch nicht gern gestört bei Beschäftigungen oder Zuständen, bei denen man gut bei sich ist, in sich ist. Auch, aber nicht nur in der Adventszeit... Wenn man zum Beispiel konzentriert an etwas arbeitet: an einem Stück Holz, an einer Maschine, an einem Text oder an einem Kunstwerk.
Darum soll man auch Kinder nicht stören, wenn sie spielen und dabei sich selbst und die Welt vergessen. Auch aus dem Schlaf, diesem Erholungsbad für Leib und Seele soll man nicht gerissen werden. Weil sich da die oft so zerrupften Einzelteile des Lebens wieder ineinander fügen. Liebende wollen und sollen auch nicht gestört werden bei dem „Akt“, der sie ganz bei sich und ganz ineinander sein lässt. Und Betende sollen nicht gestört werden, weil es Zeit, Sammlung und Ruhe braucht um die beiden Antennen des religiösen Menschen auszurichten: die Antenne nach innen, zu mir selbst, und die Antenne weit über mich hinaus... „Do not disturb – bitte nicht stören“, also lasst mir bitte meine Ruhe, nicht immer, aber immer wieder. Lassen wir den Menschen und uns selbst immer wieder die geschlossenen Türen. Für die Offenheit nach innen, damit wir dann wieder besser arbeiten, schlafen, beten und lieben können.



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