SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Immer in dieser Jahreszeit, muss ich an meine Großeltern denken. Vor allem an meine Oma, wie sie Obst eingekocht hat. Wochenlang hat das ganze Haus nach warmen Früchten geduftet. Nach Marmelade, Apfelmus, Zwetschgen und Kirschen.

Meine Oma war eine tolle Frau. Klein, sehr zierlich, eine schwäbische Hausfrau, wie aus dem Bilderbuch. Mit ihrer geblümten Kittelschürze hätte sie problemlos in eine 50er-Jahre-Doku über schwäbische Hausfrauen gepasst. Kein einziger Fleck war auf der Schürze und sie hatte immer die perfekteste Omadauerwelle, die man als Oma haben kann. Das war ihr wichtig.

Ich weiß noch gut, wie ich mich als Kind bei ihr gefühlt habe. Geborgen, glücklich und dankbar.
Wenn ich heute daran denke, dann fällt mir immer ein Gebet aus der Bibel ein: „Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.“

Ich glaube, der Mensch, der das geschrieben hat, hat sich ganz ähnlich gefühlt. Vielleicht hatte der auch eine Oma. Geborgen, glücklich und dankbar. Weil er gewusst hat: Gott sorgt für ihn und für alle Menschen. Und das ist es auch, was ich bei meiner Oma erlebt habe. Sie war eigentlich immer dankbar. Nicht nur beim Einkochen. Auch sonst habe ich sie immer nur dankbar erlebt. Egal in welcher Situation.

Heute koche ich Obst ein. Schon lustig, was man so von seinen Eltern oder Großeltern übernimmt. Eines hat sich dabei aber nicht verändert. Ich bin dankbar. Gerade beim Einkochen. Dass wir in einem so reichen Land leben ist nicht selbstverständlich. Dass bei uns alles so gut wächst ist nicht selbstverständlich. Dass wir immer genug zu Essen und zu Trinken haben, ist nicht selbstverständlich. Gott sei Dank müssen wir uns darüber keine Sorgen machen. Natürlich: schimpfen kann man immer. Dass es im Sommer so heiß war. Dass es viel zu trocken war. Und Ja, wir müssen die Veränderungen unserer Umwelt ernst nehmen und unser Verhalten ändern. Aber wir können trotzdem auch dankbar sein. Und ich kann mich jeden Tag darüber freuen, wie köstlich alles ist, was uns Gott geschenkt hat. Besonders beim Einkochen.

 

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