SWR3 Gedanken

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09SEP2019
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Wer nicht brav ist, der kommt nicht in den Himmel. Gott schaut die Menschen an und dann werden sie von ihm bewertet. Daumen hoch oder runter. So kann man Gott sehen. Ich finde das aber arg abenteuerlich. Weil ich das mit dem Bewerten überhaupt kritisch finde. Darauf bin ich bei einem Gespräch mit Burkard gekommen.

 

Der hat mir nämlich von seiner Arbeit erzählt. Seine Firma verkauft Filzgleiter im Internet. Und er hat gesagt: „Eine schlechte Bewertung auf einem Portal im Internet und schon brechen die Umsätze ein!“

Deshalb geht Burkard den schlechten Bewertungen nach. Er stellt oft fest, dass die wütenden Beschwerden geschrieben werden, bevor die Leute die Gebrauchsanleitung gelesen haben. Oder die Menschen sind Betrügern aufgesessen. Sie haben geglaubt, ein Schnäppchen zu machen und stattdessen schlechte Ware mit falschem Etikett bekommen. „Natürlich machen wir auch Fehler. Dann wird die Ware ohne Frage ersetzt oder das Geld wird zurück überwiesen“, hat Burkhard gesagt.

Etwas zu bewerten ist eine komplizierte Angelegenheit, finde ich, jedenfalls wenn man es fair machen will. Da muss man nur mal Lehrer und Lehrerinnen fragen.

Ich nehme Bewertungen am ehesten von Freunden an, also Menschen, die ich kenne, denen ich vertraue und von denen ich weiß, dass sie mich grundsätzlich mögen. Weil ich weiß: Es geht ihnen nicht darum, ihre Wut an mir auszulassen. Sie wollen einfach auf einen Fehler aufmerksam machen. Da geht es nicht um Daumen rauf oder runter.

Und ich finde, dass das bei Gott eben auch nicht so ist. Gott lässt nicht Wut ab. Er versteht, wenn Fehler passiert sind und warum. Und dann will er helfen, das irgendwie wieder in Ordnung zu bringen und gut zu machen.

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