Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06SEP2019
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„Nein!“, sagte der Vater mit eindrücklicher Stimme. Sein kleiner Sohn schaute ihn verschmitzt lächelnd an und fuhr mit dem Laufrad noch ein paar Zentimeter näher an die Bordsteinkante heran. „Bleib hier auf dem Gehweg!“ – fuhr der Vater fort, und seine Stimme wurde eindringlicher und lauter. Der kleine Sonnenschein drehte sich wieder um, strahlte ihn an – und da lag er auch schon auf der Straße und beklagte laut schreiend sein Unglück. Es war nicht weiter tragisch, weil es sich um eine ruhige Anliegerstraße handelte, und die Schrammen waren sicher schnell wieder verheilt.

So viel anders sind wir Erwachsenen auch nicht, dachte ich beim Weitergehen. Nur dass die Konsequenzen bei uns oft viel gravierender sind. Allzu gern wollen wir unseren eigenen Kopf durchsetzen, und wenn andere uns reinreden erst recht. Wir wissen selbst was für uns gut ist, und in der Regel stimmt das ja auch. Aber eben nicht immer. Auf den Rat anderer hören oder gar anderen gehorchen geht uns total gegen den Strich. Das gilt auch Gott gegenüber. Gerade Gott gegenüber! Für viele wirkt es bedrohlich und einengend, Gottes Gebote zu akzeptieren oder sich gar von Verboten begrenzen zu lassen. Es riecht nach Zwang, und so etwas wollen wir beim besten Willen nicht. Ich kenne das auch. Andererseits weiß ich aber: Wenn ich möchte, dass Gott Einfluss auf mich nimmt, dann kann ich mich auf seinen Willen nicht nur dann einlassen, wenn ich es ohnehin genau so sehe wie Gott. Er soll ja meinen Alltag, meinen Charakter, meine Biografie prägen.

Spannend wird es für mich deshalb in dem Moment, wo – im Bild gesprochen – Gott nach links zeigt, ich aber lieber rechts abbiegen möchte. Wie der kleine Junge, von dem ich am Anfang erzählt habe. Wie gesagt, manchmal fällt es mir durchaus schwer, Gottes Willen zu befolgen.

Ich tu es trotzdem. Weil ich überzeugt bin, dass Gott mehr vom Leben versteht als alle anderen zusammen. Und dass er mich kennt und es gut mit mir meint. Gott muss mir nichts aufzwingen, sondern ich habe ein eigenes Interesse daran, seine Wegweisung zu erfahren und ihr zu folgen. Damit ich mich nicht in unserer komplizierten Welt verlaufe. In den Psalmen betet jemand einmal: „Herr, zeige mir den richtigen Weg, damit ich in Treue zu dir mein Leben führe!“ (Psalm 86,11). Darin kann ich mich gut wiederfinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29348
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