Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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05SEP2019
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Meine Frau sagt manchmal zu mir: Du bist wie dein Vater. Oft genug hat sie damit Recht. Dann bin ich richtig erschrocken, wie viel Ähnlichkeit ich mit meinem Vater habe. Zunächst äußerlich, aber auch manche Verhaltensformen kann ich mir einfach nur durch meine Erziehung und das Umfeld, in dem ich groß geworden bin, erklären. Gelegentlich reagiere ich in einer Weise, die ich bei meinen Eltern immer schon gehasst habe.

Nun, zum Glück ist ja nicht alles schlecht, was ich von zu Hause mitbekommen habe. Mir ist dabei jedenfalls eines klar geworden: mein Leben hat nicht erst mit mir begonnen. Vieles in meiner Biografie hat bereits lange vor meiner Geburt seinen Ursprung. Ich finde es hilfreich, das zu wissen und mich darauf einzustellen. Aber ich habe auch gemerkt, es gibt noch etwas Anderes, viel Tieferes, das schon vor mir da war und mich beeinflusst hat. Das ist die Tatsache, dass ich nicht nur einen leiblichen Vater und eine Mutter habe, sondern auch einen Schöpfer. Manche haben ja die Vorstellung, Gott sei weit weg im Himmel und mit ganz anderen Themen beschäftigt als meinem kleinen, durchschnittlichen Leben. In der Bibel kann man anderes entdecken. König David formuliert es in einem Psalm einmal so: „Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen.“ (Psalm 139,14-16Hfa) Für mich bedeutet das: Ich komme von Gott her und bin von ihm vorgeprägt. In der Schule habe ich den Faktor „Pi“ kennen gelernt, eine Naturkonstante, ohne die es keinen Kreis gibt. Ich denke manchmal: So wie kein Kreis rund wird ohne Pi, so wird auch kein Leben rund ohne Gott. Er gehört einfach zu unserem Leben dazu.

 

Ich muss nicht alleine mit allen Herausforderungen und Gegebenheiten klar kommen. „Leben“ bedeutet für mich: Ich kann eine Beziehung zu meinem Schöpfer entwickeln, und aus dieser heraus die Tage gestalten. Ich erlebe das als ungemein hilfreich. Ich kann Gott fragen, wie er die Dinge sieht und bewertet. Ich kann ihn um Mut und Energie bitten, die Herausforderungen anzupacken. Ich kann ihn einladen, mich zu bremsen, wenn ich mich verrenne. Und ich kann mir von ihm helfen lassen, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann, ohne daran zu zerbrechen.

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