Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06SEP2019
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Im Café mit meiner Tochter hatte ich neulich mal etwas Zeit. Zeit, um einfach nur zu schauen, was die Menschen so tun.

Was uns aufgefallen ist: es geht zu wie in einem Bienenschwarm: Die Bedienungen sind so schnell unterwegs mit Eis und Getränken. Und schauen beim schnellen Laufen und Balancieren von Geschirr auch noch rechts und links. Aufmerksam, immer achtend, ob noch jemand etwas will. Aber auch die Menschen um das Café herum: Fast alle scheinen irgendwie auf der Hut. Fast alle schauen, kommunizieren, finden keine Ruhe. Warum nur?

So bin ich selber auch oft genug. Wachsam, irgendwo könnte etwas lauern. Ich bin dann gar nicht bei mir, sondern nehme vorweg, was kommen könnte. Fühle mich unruhig.

Schade, denke ich. Dass wir im Frieden leben, und es oft gar nicht so recht genießen oder würdigen. Ein Schritt nach dem anderen machen und einen Gang zurückschalten. Ich weiß es selber nur zu gut: Das gibt der Alltag oft nicht her. Auch im Frieden gibt es Dinge und Aufgaben und auch Gefahren, die unseren Blick fordern. Entspannen kommt später.

Aber mir hat diese kleine Zeit im Café geholfen, mir noch einmal ganz bewusst zu machen: Ich habe Zeit. Hier  lauert nicht wirklich Gefahr. Nichts hier ist so schlimm, dass ich permanent auf der Hut sein müsste.  

Wenn ich daran denke, dass mein äußerer Frieden nicht selbstverständlich ist, dann kann ich auch im inneren Frieden wachsen. Dann nehme ich mal bewusster wahr. Was oft untergeht – Frieden spüren. Und das steckt an. Das trägt. Das  habe ich noch den ganzen Tag gemerkt.

Im Hinschauen auf oft übertriebene Hektik ruhig werden und erkennen, wie gut es mir geht. Das macht solidarisch mit denen, denen es nicht so gut geht und aufmerksam für die, die, wie ich, eigentlich einen Gang zurückschalten könnten. Gelassener werden. Weil Gott selber sagt: Schalom, Friede sei mit Dir!

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