Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03SEP2019
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„Spielverderber!“ So hab ich´s noch im Ohr, aus der eigenen Kindheit. Wenn einer nicht mitmachen wollte. „Du bist ja doof, wenn Du nicht mitmachst. Spielverderber!“ Manchmal werden auch Erwachsene als Spielverderber abgestempelt. Der ist ja doof. Der macht nicht mit. Stimmt schon: Manchmal ist es wirklich blöd, wenn ein lustiges Spiel verdorben wird. Aber manche Spielchen sollte man lieber verderben. Ich habe einen Freund, der versucht gerade, Spielverderber zu werden. Auf der Arbeit. Der übt gerade diesen einen Satz: „Ich mach da nicht mit“! Ohne mich: Auch, wenn die anderen sagen oder denken werden: Du bist ja ein Spielverderber. Er hat mir erzählt, dass auf seiner Arbeit sehr viel gelästert wird. Und wer nicht mitmacht, der kann morgen schon das nächste Opfer sein. Mitmachen schützt.

Das kennt man: Mitläufer fühlen sich sicher. Wer auch Parolen schwingt, wer laut über andere lacht oder leise lästert, der fühlt sich schnell überlegen. Auch wenn er innerlich noch so unsicher ist. Daher waren dieser Freund und ich uns einig: Spielverderber sein ist manchmal nötig. Und mutig! Ein seltenes und kostbares Gut. Ich mach da nicht mit. Ich stelle mich bewusst dagegen.

Manchmal sind die Spielverderber eben nicht Spaßverderber oder humorlos. Sie sind viel eher klarsichtig und stellen die richtigen Fragen: Was geschieht hier eigentlich? Ist das noch ein gutes Spiel? Oder muss man aussteigen, bevor es hässlich und gemein wird?

Nicht immer ist mitmachen gut! Im Gegenteil. Liebe Deinen Nächsten, wie dich selbst. Das heißt: Da wo es jemanden anderen schadet, da mache ich nicht mit. Ohne Wenn und Aber. In diesem Sinne: vielleicht sind wir heute auch mal irgendwo Spielverderber.

Und machen damit ein anderes Spiel möglich, wo Menschen wirklich lachen können. Nicht über, sondern miteinander.

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