SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Vor ein paar Jahren hat die Idee vom „veggie day“ eine Partei entscheidende Prozente im Wahlkampf gekostet. Heute könnte sie damit möglicherweise Punkte machen – inzwischen wissen einfach viele, dass vegetarisch leben besser sein kann für’s Weltklima und für die Bewahrung der Schöpfung als Fleisch essen, womöglich aus Massentierhaltung und weltweitem Import…

Veggie-Day – also der eine fleischlose Tag  in der Betriebs-Kantine oder in der Uni- oder Schulmensa: wäre eine ziemlich moderne Idee – sollte doch möglich sein, dafür die Leute zu gewinnen  und in Betrieben so was wie eine freiwillige Selbstverpflichtung hinzukriegen.

Dabei ist die Idee alles andere als neu. Wenigstens einen Tag in der Woche als Fasttag zu achten; also zumindest kein Fleisch zu essen und höchstens eine Hauptmahlzeit: das war lange die kirchliche Regel – angewendet auf den Freitag. Jede Woche wurde der damit zum Erinnerungs-Tag daran, dass Jesus von Nazaret wohl an einem Freitag am Kreuz ermordet wurde. Fasten war immer schon ein Zeichen von Trauer und zugleich eine Bußübung. Jesus ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben – da wollen wir zur Buße für unsere Sünden fasten und kein Fleisch essen – wenigstens am Freitag.

Das war ein Kirchengebot – und gilt eigentlich in der katholischen Kirche immer noch, wenn auch ein bisschen erleichtert: Auf Fleisch zu verzichten, das ist eine Möglichkeit zu Buße und Fasten am Freitag. Eine besondere gute Tat kann man aber auch tun, ein Werk der Nächstenliebe; oder besonders eifrig beten.

Wir sollten – gerade mit Blick auf die Klima-Folgen der Fleischproduktion – echt noch mal über einen freiwilligen allgemeinen veggie-day nachdenken. Manche traditionellen Ideen sind doch ganz gut gewesen; und weil sie auch sinnvoll waren, lassen sie sich mit zusätzlichen Motiven vielleicht neu aufladen, sozusagen. Und so würde aus dem katholischen Freitag als Fast- und Abstinenztag ein interreligiöser und möglichst auch bürgerlich neu gepflegter fleischloser friday for future –  ede Woche wieder, ganz ähnlich wie immer schon in der christlichen Tradition.

Nur nachdenken sollte man dann auch darüber, ob es reicht, statt Fleisch und Wurst dann eben Käse Eier Fisch zu essen; auch bei der Produktion von Milch und Käse und Eiern  entsteht ja ziemlich viel Klima-schädliches CO2 und Methan; und dass viele Meere überfischt sind, ist auch längst bekannt. Aber Gottes gute Schöpfung und die Arbeit von phantasievollen Bauern und kreativen Köchinnen bringen so viele andere leckere Lebensmittel hervor, dass das neue Fasten auch noch richtig Spaß machen kann.

Freitag ohne Fleisch – ein altes christliches Gebot entfaltet eine ganz neue Kraft und bekommt einen neuen Sinn –  gern schon gleich heute, oder!?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29333
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