SWR2 Wort zum Tag

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Durchaus möglich, dass Greta Thunberg aus Schweden in diesem Jahr den Friedensnobelpreis bekommt. Sie hat einfach durch ihren Schulstreik und mit fridays for future bewirkt, dass endlich die Bewahrung der Schöpfung  wieder auf die Tagesordnung gekommen ist – in der großen Politik, in vielen Städten und Gemeinden; und vor allem auch bei vielen vielen Leuten.

Vor vierzig Jahren schon hat Mutter Teresa den Friedensnobelpreis bekommen – auch sie hatte viele Menschen ganz neu in Bewegung gebracht. Oder wenigstens zum Nachdenken. Darüber nämlich, wie sie selbst – jede und jeder einzeln zunächst mal, und dann auch in Gruppen und Gemeinden – wie sie selbst für mehr Gerechtigkeit sorgen können zwischen arm und reich in der Welt. Jemand hat Mutter Teresa mal gefragt, was er tun kann für die Armen in Indien. Ihre Antwort war schlicht – und drehte die Frage runter auf die Wirklichkeit vor Ort. Sie hat gefragt: Kennt ihr die Armen in eurer Stadt?

Damit hat sie übrigens auch gezeigt, dass jede und jeder etwas tun kann. Warum denn in die Ferne schweifen – die Probleme sind ganz nah! Das galt vor vierzig Jahren – und es gilt heute noch. Irgendwie kann jeder und jede sich für eine oder einen Nächsten einsetzen. Angefangen bei einem freundlichen Wort für den Bettler an der Ecke oder dem Euro für die Obdachlosenzeitung in der Fußgängerzone bis zum ehrenamtlichen Engagement für Menschen mit Integrationshintergrund oder bei einer Tafel; hilfreich ist auch jede Spende für ein gutes soziales Projekt im Viertel oder in der Nachbarschaft...

Kaum anders ist es auch mit dem Projekt von Greta Thunberg,  die der Welt ins Gewissen redet. Sie und die jungen Leute stellen einerseits  heftige Forderungen  an die große Politik und die mächtige Weltwirtschaft. Und zugleich machen sie ganz klar, dass jeder und jede die ersten nächsten Schritte auch selbst gehen kann. Gehen, im Sinne des Wortes, statt zu fahren. Jedenfalls bei den vielen kurzen Wegen, die im Alltag zurückzulegen sind. Oder mit dem Rad. Dass Greta nach Amerika gesegelt ist, war natürlich ein Symbol, ein Werbe-Trick. Sollte daran erinnern, dass die viele Fliegerei über kurze oder lange Strecken die Welt von morgen schon heute in Gefahr bringt

Kennt ihr die Armen eurer Stadt – so hatte Mutter Teresa gefragt, die heilige Nobelpreisträgerin, an die die Kirche heute denkt und an der sich viele immer noch ein Vorbild nehmen. Töchterchen Greta setzt sich einfach demonstrativ vor ihre Schule und streikt für ihre eigene Zukunft. Und erinnert mich daran,  dass auch ich heute die Schöpfung ein bisschen retten muss…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29332
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