SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Huch – da scheinen zwei Menschen aber sehr heftig aneinandergeraten zu sein. So klingt es jedenfalls auf dem Zettel, der im Mai in Hamburg Eimsbüttel an einem Straßenbaum hing: Überschrift – in Großbuchstaben und fett: STREIT. Und dann: Zeitpunkt 17. Mai, kurz nach neun Uhr. Streitthema: Kurzzeitiges Parken auf dem Bürgersteig. (Oh ja – den Ärger kennt fast jede und jeder: Dass da wieder einer seinen fetten Wagen schräg auf den Weg stellt,  kein Durchkommen mehr mit dem Kinderwagen oder gar mit dem Rollstuhl. Oder – von der anderen Seite: Wieder ewig lange nach einem ordentlichen Parkplatz gesucht – muss ich halt mal eben auf den Gehweg; wird mich schon keiner erwischen…)

Aber weiter im Text. Also: Streitthema Parken auf dem Bürgersteig. Und dann: „Entschuldigen Sie meine etwas ungehaltene Reaktion, lieber Mann mit gelbem Karo-Hemd. Sie waren der letzte Tropfen, der mein Fass an diesem Morgen zum Überlaufen gebracht hat.“ Unten drunter eine Sonnenblume.

Auch ohne zu wissen, was da genau abgegangen ist,  erkennt man doch leicht: Das hat Größe. Da hat sich jemand – und wer würde das nicht verstehen!? Da hat sich jemand offenbar hinreißen lassen zu gröberen Worten oder gar zu einem kleinen Wutausbruch. „Ungehaltene Reaktion“ umschreibt das sehr zurückhaltend. Und hat – zu spät eigentlich, aber eben doch eingesehen, dass er oder sie sich da dann doch vergriffen hat; zumindest im Ton. Und keine Chance, sich zu entschuldigen –  finde mal im Mai in Hamburg einen Mann im gelben Karohemd wieder, am nächsten oder übernächsten Tag!

Da ist es doch ganz findig, sozusagen öffentlich Buße zu tun.  So, wie manche ja schon mal nach der Frau oder dem Mann suchen, die oder der ihnen da über den Weg gelaufen ist und zu schnell weg war: So ähnlich bittet in Hamburg Eimsbüttel im Mai jemand um Nachsicht und um Verzeihung. Und erklärt den Ausbruch: Hatte im Grund nichts mit dem gelben Karohemd zu tun. Der Bürgersteig-Parker hatte einfach Pech.

Aber Achtung: Auch diese öffentliche Entschuldigung ist natürlich kein Freibrief dafür, mal eben kurz auf dem Gehweg zu parken. Nur ein Zeichen, dass der Tadel beim nächsten Mal etwas sanfter wird. Wenn es wirklich noch mal passieren sollte.

Denn bestimmt wird auch der Autofahrer im gelben Karohemd noch mal in sich gehen und auch für ganz kurz lieber da parken, wo’s erlaubt ist.  Die Entschuldigung hat er bestimmt angenommen –  oder tut es jetzt, wenn er davon hört und sich noch erinnert!?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29329
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