SWR3 Gedanken

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26AUG2019
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Manche Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn sie fehlen. Klopapier zum Beispiel. Wenn keines da ist, kommt man beim Sitzen ziemlich ins Schwitzen. Vielleicht ist das der Grund, warum es den Internationalen Tag des Toilettenpapiers gibt. Wer ihn erfunden hat, seit wann es ihn gibt, weiß keiner. Aber wann er stattfindet, dass weiß man. Nämlich heute. 

Heute soll dem Toilettenpapier die Ehre widerfahren, die man ihm in der Regel versagt. Seit 1928 kennt man in Deutschland Klopapier auf Rollen. Und seitdem ist es aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Merkwürdig eigentlich, dass sich darüber nie jemand Gedanken macht. 

So wie über viele andere Dinge, die wir selbstverständlich täglich nutzen, aber selten beachten, ihnen kein Denkmal in den Geschichtsbüchern setzen. Nichts gegen die Entdeckung des Feuers oder die Erfindung der Dampfmaschine oder die Entwicklung des Computers. Aber von A wie Ampel bis Z wie Zahnbürste fällt mir vieles ein, das ja auch irgendwann einer erfunden haben muss. Zum Segen der Menschheit. Wenn ich darüber nachdenke. 

Heute tue ich das mal. Auch deshalb, weil das ja nicht nur für Dinge gilt, sondern auch für Menschen. Wenige schaffen es in die Geschichtsbücher, die meisten leben einfach ihr Leben. Aber auf ihre Weise verändern sie den Lauf der Geschichte, das Angesicht der Erde. Für die, zu denen sie gehören, sind sie gar nicht wegzudenken. Und wenn sie fehlen, ist der Alltag nicht mehr derselbe. Und manchmal merkt man das auch erst, wenn es so ist. Dass ohne diesen Menschen die Welt ärmer ist, auch wenn sein Name auf keinem Denkmal steht. 

Deshalb will ich heute einmal aufmerksam sein für all das, was mir unspektakulär und selbstverständlich das Leben leichter macht. Und vor allen Dingen will ich froh sein über all die Menschen, die mein Leben Tag für Tag reicher machen. Einfach weil es sie gibt.

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