SWR3 Gedanken

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25AUG2019
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Manchmal schnappe ich mir die Bibel und spiele ein Spiel. Ich schließe die Augen, ratsche wie beim Daumenkino über die Seiten und mache irgendwo Halt. Und dann lese ich, was da steht. Manchmal habe ich Pech, dann lande ich im Buch der Chronik. Seitenweise Stammbäume von Königen in Israel. Todlangweilig. Manchmal läuft es besser. Dann bleibt mein Finger bei der Offenbarung des Johannes ganz am Ende der Bibel hängen. Da spielen sich Szenen ab, neben denen jeder Endzeitfilm aus Hollywood blass aussieht.

Und manchmal habe ich richtig Glück. Da stoße ich auf eine Geschichte, die ich schon längst vergessen hatte. Oder mein Finger markiert einen Psalmvers, der genau meine Gemütslage trifft. Oder ich lese wieder ein Mal, dass ich meinen Nächsten lieben soll wie mich selbst. Und finde das gar nicht schlimm. Weil man solche Sätze ja gar nicht oft genug lesen kann.

Vor kurzem habe ich dieses Spiel mit Jugendlichen gespielt. Manche waren zunächst total gelangweilt. Die Bibel – was soll da schon Spannendes drin stehen? Manche waren irritiert. Die Bibel – darf man da wirklich alles lesen? Aber natürlich darf man das. Dafür ist sie ja da. Und ob da etwas Spannendes drin steht, finde ich nicht heraus, wenn sie im Bücherregal verstaubt. Deswegen das Spiel. Und als ich das Spiel wieder lassen wollte, haben alle, aber auch wirklich alle Jugendlichen dagegen protestiert.

Martin Luther hätte das gefallen. Denn der hat sich vor fünfhundert Jahren dafür eingesetzt, dass jeder die Bibel lesen kann. Mit allem, was drin steht. Von A wie Adam bis Z wie Zacharias. Weil er der festen Überzeugung war, dass dieses Buch für Menschen überaus spannend, ja sogar lebenswichtig ist. Wichtig für ihr Leben. Von A wie Atem bis Z wie Zuneigung. Probieren Sie’s aus. Machen Sie sich auf Entdeckungsreise durch das Buch der Bücher. Sie brauchen nur eine Bibel und Ihren Daumen. 

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