SWR2 Wort zum Tag

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„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – wer auch nur ab und an in die Kirche geht, dem sind diese Worte vertraut.  Vater, Sohn und heiliger Geist – und doch nur ein Gott. Wie soll das gehen?

Der Heilige Patrick pflückte kurzentschlossen ein dreiblättriges Kleeblatt und zeigte es den Iren, um ihnen die Dreifaltigkeit zu erklären. Drei Blätter aus dem einen Kleeblattstiel, also drei und doch nur eines. Das war am Ende des vierten Jahrhunderts. Später findet man die Dreifaltigkeit gemalt als ein Haupt mit drei Nasen, drei Bärten und sechs Augen, auf Goldgrund.

In einem Kloster in der Steiermark sieht man die Dreifaltigkeit als Figur mit drei Köpfen und zwei Armen. In einer bairischen Kirche ist sie dargestellt als Gottvater, alter Mann mit gepflegtem weißen Bart. Er trägt eine Taube in der rechten Hand, als Zeichen für den heiligen Geist. Dieser Taube wiederum klebt eine Oblate, Zeichen für den Leib Christi an der Taubenbrust. Man merkt  immer wieder: Es gibt Dinge, die sich leichter darstellen lassen als die Dreifaltigkeit. 

Und doch: oder: Und trotzdem haben Christen immer wieder darauf bestanden. Warum bloß? Gott ist einer in drei Personen, der eine Gott ist in allen drei Personen vollständig gegenwärtig, der Sohn und der Heilige Geist sind also dem Vater gleichgeordnet, auch der Sohn ist also Schöpfergott wie der Vater, auch der Vater leidet und stirbt am Kreuz zu Golgatha. Das ist ein irritierender und doch tiefer Gedanke: dass Gott selber am Kreuz starb, dass Gott selber für einen Moment gottverlassen war. Nur so konnte er uns Menschen verstehen. Nur so konnte er ganz Mensch sein. Und schließlich: der Heilige Geist, schwer zu fassen, der Geist der Liebe, der zwischen Vater und Sohn allgegenwärtig ist.

Auch Luther mühte sich damit ab, seinen Zeitgenossen zu erklären, dass die Christen nicht drei Götter anbeten, sondern nur einen einzigen Gott. „Wie geht’s denn zu?“ schreibt er. “Unaussprechlich ist’s. Die lieben Engel können sich nicht genugsam darüber verwundern vor Freuden.“ Und, so Luther, wenn wir erst gestorben sind, dann „wollen wir es mit den lieben Engeln sehen, unsere ewige Freude und Seligkeit daran haben“. Also am besten diesen Moment abwarten, mit dem Kleeblatt in der Hand.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29305
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