SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

02SEP2019
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Es gibt keine Garantie für ein glückliches Leben. Dafür ist unser Leben einfach zu unkalkulierbar. Ich weiß am Anfang des Tages nicht, was an seinem Ende passiert sein wird. Jeden Tag geschieht Unerwartetes. Manchmal bin ich darüber ziemlich unzufrieden, würde mein Leben lieber so organisieren, dass ich das Glück so verlässlich wie möglich auf meiner Seite habe. Aber es gibt eben kein Standardrezept, mit dem das garantiert wäre.

Trotzdem habe ich im Laufe der Zeit drei Regeln zusammengetragen. Wenn ich mich einigermaßen an die halte, habe ich zumindest einige Klippen umschifft, an denen die Fahrt durch meine Tage sonst scheitern kann.

Die wichtigste Regel zuerst. Sei zufrieden mit dem, was du hast. Mir begegnen immer wieder Menschen, die an allem etwas herumzumeckern haben. Und das, obwohl ich den Eindruck habe, dass ihnen nicht wirklich etwas fehlt. Sie können gut leben und trotzdem sind sie unzufrieden. Die Straßen sind schlecht. Der Nachbar lässt das Unkraut wachsen. Der Kollege ist beim Chef beliebter. Mir scheint: Sich so zu vergleichen, ist immer der Anfang vom Ende des Glücks. Stattdessen setze ich mich regelmäßig hin, meistens am Abend, und sage mir leise vor, wie gut ich es habe und wofür ich dankbar bin.

Die zweite Glücks-Regel: Achte nicht zu sehr auf das, was andere über dich denken. Das macht nämlich total abhängig. Wenn ich immer nur damit beschäftigt bin zu prüfen, was andere von mir halten - davon, wie ich aussehe, wie ich spreche, wie ich eingestellt bin - das macht mich fertig. Ich meine damit nicht, selbstzufrieden zu sein oder gar eingebildet und eitel. Das wäre das andere Extrem, mit dem man für andere ungenießbar wird. Nein, ich meine ein gesundes Maß sich selbst zu mögen, mit sich zufrieden zu sein. Keiner kann ein anderer Mensch werden.

Schließlich meine dritte Regel: Schließe Frieden mit der Vergangenheit. Es nützt nichts, Ereignisse rückgängig machen zu wollen, die geschehen sind. Das geht einfach nicht. Alles, was geschieht, verändert mein Leben. Was passiert ist, gehört zu mir. Die Vergangenheit beeinflusst die Gegenwart. Es ist klug das zu wissen, damit zu rechnen, und es zu akzeptieren. Ich kenne die Krisenzeiten meines Lebens. Ich weiß, was mir zu schaffen gemacht hat. Ich kann auch sagen: Das war bisher die schönste Zeit in meinem Leben. Aber es nützt nichts, mich danach zurückzusehnen. Ich kann nur jeden Tag wieder aufstehen und anfangen oder weitermachen. Nur die Zukunft liegt vor mir. An der kann ich arbeiten, nicht an der Vergangenheit.

Wenn ich diese drei Regeln beherzige, bleibe ich meinem Glück auf der Spur. Ich kann sie auswendig. Besonders am Abend rufe ich sie mir ins Gedächtnis. Für den nächsten Tag.

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