SWR2 Wort zum Tag

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Das Freibad ist voller Leute. Auch im Nichtschwimmerbecken tummeln sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Doch auf den bewusstlosen Jungen unter Wasser reagiert niemand.

Nur ein Jugendlicher sieht den Körper des 4-jährigen Kindes und handelt sofort. Er greift zu und zieht es an den Beckenrand wo es reanimiert werden kann. Der jugendliche Lebensretter wird zum Helden der Stunde.

Ich frage mich bei solchen Berichten immer wieder: „Was macht jemanden zum Helden?“ „Wie wird man heldenhaft?“

Der Psychologe Philip Zimbardo hat dazu geforscht. Und er hat tatsächlich Formeln dafür entwickelt wie man heldenhaft werden kann.

Sein Ergebnis: Absolut jede und jeder kann es zum Helden bringen.

Drei Aspekte sind dabei für jeden Helden wichtig:

Erstens: Selbst kleine Kinder können sich vorstellen, Helden zu sein.

Das nennt er „heroic imagination“. Diese innere Vorstellungskraft ist der Anfang. Es geht darum, dass ich in mir selbst einen „Helden in Warteposition“ sehe. Und damit ist natürlich auch klar, dass es eben nicht nur einzelne heldenhafte Auserwählte gibt, sondern unzählige Helden quasi auf der Wartebank. Auch mich.

Zweitens: Wenn ich schließlich auch ganz praktisch zum Helden werden möchte, muss ich aufmerksam durch den Alltag gehen. Nur so kann ich entdecken, wo meine Hilfe nötig ist.

Drittens: Wenn ich in eine brenzlige Situation gerate muss ich den Zuschauereffekt überwinden. Denn ich denke mir oft viel zu schnell, dass wohl schon jemand anders handeln wird. Aber das ist falsch! Es liegt an mir!

Man kann also sagen: Ich bin ein Held in Warteposition. Und wenn ich aufmerksam durch den Alltag gehe entdecke ich Möglichkeiten. Und dann greife ich zu und handle.

Natürlich ist der Ansatz von Philip Zimbardo noch etwas komplexer. Und er reist wochenlang durch die Welt und vermittelt seine Methode der „Heldenhaften Vorstellung“ an Kinder und Jugendliche.

Er will schlicht und einfach ganz viele Heldinnen und Helden wecken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29295
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