SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Vor Kurzem habe ich mit einem Elternpaar ein Taufgespräch geführt. Ihre beiden kleinen Jungs sollten getauft werden. Der eine drei Jahre, der andere wenige Monate alt. Das wollten wir gemeinsam vorbereiten.

Die Eltern haben sich auf das Fest gefreut. Im Vorbereitungsgespräch kam jedoch heraus, dass der Ältere sich ein wenig vor seiner Taufe fürchtet. Er war nämlich kurz zuvor bei der Taufe eines Freundes gewesen. Und jetzt hatte er irgendwie Angst davor, im Taufbecken zu ertrinken. Also habe ich den Jungen eingeladen, sich einfach einmal mit mir unsere Kirche anzuschauen. Und so stand er schließlich mit seiner Mutter in unserer neogotischen Kirche. Keinen Meter war er groß – bereit, alles genau zu untersuchen. Und vor allen Dingen wollte er sicher gehen, dass er heil aus der Geschichte herauskommt. Gemeinsam haben wir unser altes Taufbecken angeschaut. Den schweren Taufdeckel abgehoben. Ausprobiert, wie viele Becher Wasser in das Taufbecken passen und wie tief das Wasser dann darin steht. Eines wurde ihm schnell klar, ertrinken würde er darin nicht.

Dabei haben die ersten Christen sich das sogar genauso vorgestellt: Damals wurden ja Erwachsene getauft und sogar richtig im Wasser untergetaucht. Die Taufe, haben sie sich vorgestellt, war so etwas wie ein Neustart ins Leben. Alles Alte, alles, was im Leben schwer war und Mühe machte und vielleicht auch einmal verkehrt gelaufen war, wird mit der Taufe abgelegt.

Für ein kleines Kind ist das eine merkwürdige Vorstellung. Aber ich finde, sie gilt irgendwie auch für junge Täuflinge. Obwohl die ja nur mit ein bisschen Wasser übergossen werden. Christen glauben, dass Gott sie auf ihrem gesamten Lebensweg begleitet. Ganz gleich was kommt. Ein neues Leben fängt an.

Mir tut diese Vorstellung gut. Gott ist für mich da, ganz gleich, was mir mein Leben zuträgt. Auf unserem Taufbecken steht es sogar als Versprechen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage“ Jesus selbst hat das gesagt, als er festgelegt hat, dass Menschen getauft werden sollen. Der ängstliche kleine Mann hat den Spruch natürlich auch entdeckt und ihn sich erklären lassen. Danach hat er gestrahlt. Und seine Taufe war dann nicht nur für ihn etwas ganz Besonderes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29272
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