SWR3 Gedanken

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07SEP2019
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Judit ist eine junge Witwe aus dem Bergdorf Betulia in Israel. Und sie bringt dem assyrischen Feldherrn Holofernes im Alleingang eine empfindliche Niederlage bei. Holofernes ist bekannt dafür, brutal zu sein. Sein Heer belagert Betulia, und wenn Betulia fällt, dann ist der Weg nach Jerusalem frei. 

Die Leute von Betulia sind nicht die mutigsten. Noch fünf Tage wollen sie ausharren und um ein Wunder beten. Dann wollen sie kapitulieren. Als Judit davon hört, wird sie stinksauer und pflanzt sich vor den Dorfältesten auf: „Wer seid ihr denn, dass ihr Gott auf die Probe stellt? Gott setzt man keine Fristen!“ Doch als sie die verzagten Gesichter sieht, ist ihr längst klar, dass sie die Sache allein durchziehen muss. 

Sie macht sich sehr schick und wagt sich ins feindliche Feldlager. Sie überzeugt die Wachen, dass sie überlaufen möchte und macht Holofernes schöne Augen. Dieser fühlt sich geschmeichelt, lässt ein Gelage veranstalten und säuft so viel, dass er einschläft. Plötzlich ist Judit allein mit ihm. Sie ergreift die Gelegenheit und Holofernes beim Schopfe, nimmt sein Schwert und tut es… 

Als die Assyrer am nächsten Morgen den Kopf ihres Chefs an der Stadtmauer sehen, da blasen sie den Feldzug gegen das kleine Israel ab und flüchten. 

Gott sei Dank ist das keine wahre Begebenheit, sondern eine Legende. Die Forschung ist sich heute einig, dass es Judit historisch nicht gegeben hat. Es handelt sich - wie oft im Alten Testament - um eine Lehrgeschichte. Sie möchte zeigen, dass Gott auf der Seite der Schwachen ist und sein Volk nicht im Stich lässt. Hier vielleicht auch um deutlich zu machen: nur beten ist ein bisschen zu wenig. Man muss auch etwas tun für sein Glück.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29245
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