SWR3 Gedanken

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03SEP2019
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Eine Horde wilder Motorradfahrer in einem strengen Trappistenkloster – kann das funktionieren? Die Antwort habe ich bei unserer diesjährigen Motorrad-Wallfahrt erfahren. Meistens sind wir um die 30 Biker, die zwei Dinge verbinden: die Leidenschaft fürs Motorradfahren und für Gott. Wir suchen tolle Strecken aus, aber wir beten auch gemeinsam, tauschen uns aus, und wir können auch ganz still sein. 

Ums Stillsein ging es in unserer ersten Unterkunft. Wir waren in einem Trappistenkloster in Belgien untergebracht - die gelten als besonders streng und bescheiden. Innerhalb des Klosters sollte man nur sprechen, wenn es unbedingt nötig ist, auch nicht beim Essen. Aber sag das mal einem Biker, der 400 Kilometer einsam unterm Helm in den Knochen hat… 

Mit einigem Tuscheln und unterdrückten Lachern hat es irgendwie funktioniert. Am nächsten Tag haben wir beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen. Wir haben einen so genannten „Wüstentag“ eingelegt: keine Ablenkungen, nicht sprechen, nicht Motorrad fahren, jeder sollte sich nur mit sich selbst beschäftigen. Das ist gar nicht so leicht, denn da kommen oft unterdrückte Fragen und Probleme hoch. Aber die meisten sind in einen richtigen Schweige-Flow geraten, und abends waren wir uns einig: so eine intensive Zeit hatten viele schon lange nicht mehr. 

Am folgenden Tag ging´s dann quer durch die Ardennen bis nach Valkenburg, einem richtig umtriebigen Touristenort in den Niederlanden. Als Kontrastprogramm waren wir in einem schönen Hotel untergebracht, und abends gab´s ein Dreigänge-Menü unter Kronleuchtern. Als ich an meinem Tisch in die Runde geschaut habe, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Vielen war es zu laut, zu viele Reize, zu hektisch. Regina hat gesagt: „Ich fand´s trotz allem gestern irgendwie schöner.“ Und unter allgemeinem Nicken hat Olli hinterher geschoben: „Da sieht man mal wieder: Meistens ist weniger mehr.“

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