SWR3 Gedanken

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02SEP2019
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Was müsste eigentlich passieren, dass kein Mensch mehr an Gott zweifelt? Wie müsste Gott sein, dass ich mir ganz sicher sein kann, dass es ihn gibt? Wahrscheinlich müsste man Gott filmen oder fotografieren können, ihn sehen und anfassen, oder mit ihm direkt in Kontakt treten können. 

Das ist aber schwierig. Um Gott sehen zu können muss er ja irgendwie aussehen. Aber wie soll er denn aussehen. Wie sieht etwas aus, das überall ist und allmächtig ist? Wie ein riesiger Berg, eine Sonne, ein Darth Vader - Verschnitt? 

In der Bibel steht, dass es Gott damit schon probiert hat. Aber so richtig überzeugend war´s wohl nicht. Als Wolke oder Feuersäule hat er sich schon gezeigt, als brennender Dornbusch und sogar als Mensch. Der Versuch mit Jesus war sogar ziemlich erfolgreich, aber selbst die, die ihn live erlebt haben, haben noch gezweifelt. 

Jesus selbst wusste bestimmt auch, dass es schwierig ist Gott darzustellen. Er hat sich mit Metaphern geholfen und Gleichnisse vom Reich Gottes erzählt. Aber jetzt kommt die zweite große Schwierigkeit dazu: Gott hat den Menschen als intelligentes Wesen mit freiem Willen erschaffen. Das heißt, wir sind fähig zu interpretieren und auch zu unterschiedlichen Ergebnissen zu gelangen. Nicht jede sieht in einem brennenden Dornbusch Gott. Nicht jeder nimmt Jesus ab, dass er Gottes Sohn ist. 

Aber hätte Gott den Menschen anders erschaffen, zum Beispiel als einheitlichen Abnicker, dann wären wir ja nichts weiter als Marionetten. Ich glaube aber, dass Gott in uns ein Gegenüber sieht, mit dem er in Beziehung treten kann. Und offenbar ist ihm das so wichtig, dass er in Kauf nimmt angezweifelt zu werden. Zweifeln und Glauben – das gehört einfach zusammen

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