Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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26AUG2019
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Der Wüstenstaat Qatar, in dem die nächste Fußballweltmeisterschaft stattfindet, hat eine Sündensteuer eingeführt. So sollen vor allem alkoholische Getränke drastisch verteuert werden. Ein Kasten Bier kostet dann 90 €. Auch Zigaretten und Schweinefleisch werden teurer. Die hohen Preise sollen die Menschen von den unerwünschten oder gar nach islamischem Glauben verbotenen Genussmitteln abschrecken.

Ganz anders in Deutschland: Kein Land der EU beeinflusst den Konsum von Alkohol und Nikotin, Zucker und Fett weniger als Deutschland. Steuern und Verbote spielen hier eine viel geringere Rolle als in anderen europäischen Staaten. Für Gesundheitspolitiker wird so der Schutz der Gesundheit sträflich vernachlässigt. Andere loben dagegen die deutsche Politik wegen ihrer Freiheitlichkeit und dass sie die Bürger nicht mit Verboten überzieht.

Kein Zweifel: Alkohol und Nikotin, Fett und Zucker schädigen die Gesundheit nachdrücklich, wenn wir es damit übertreiben. Andererseits helfen Verbote alleine erfahrungsgemäß wenig. Sie können sogar Trotzreaktionen hervorrufen.

Die Bibel ist in dieser Frage erstaunlich liberal. „Alles ist mir erlaubt,“ schreibt der Apostel Paulus, wenn es um Essen und Trinken geht. Also keine Verbote. Aber, so fährt Paulus fort, nicht alles nützt mir und nicht alles baut auf. Und nichts soll Macht über mich haben. Menschen sollen nicht Sklaven ihrer Gier oder Sucht werden. Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist gut für mich. Paulus ruft weder nach dem Staat, noch tut er die Frage nach dem rechten Umgang mit Essen und Trinken als beliebig ab. Er gibt sie vielmehr an die Einzelnen und ihre Verantwortung zurück. Sie sollen selbst prüfen, ob das, was sie tun, für sie gut ist. Er setzt nicht zuerst auf Verbote, die umgangen werden können, sondern auf die Einsicht, auf das vernünftige Eigeninteresse der Menschen.

Natürlich brauchen wir auch Verbote, z.B.: Kein Alkoholausschank an Kinder. Zugleich überzeugt mich, was Paulus sagt. Übergewicht und Trunkenheit kann der Staat letztlich nicht verbieten; er kann sie teuer machen, aber nicht unmöglich. Wichtiger ist die Antwort auf die Frage: Was ist gut für mich und was nützt mir wirklich

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