SWR3 Gedanken

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07AUG2019
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Albert Einstein hat einmal gesagt: „Gott würfelt nicht.“ Er wollte damit eigentlich etwas über Physik sagen. Aber trotzdem entsteht direkt ein Bild bei mir im Kopf: Ich stelle mir einen Gott vor, der nicht gerne würfelt, also nicht einmal gerne Kniffel spielt – so ein richtiger Spielemuffel also. Und dann denke ich: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich spiele selbst ungeheuer gerne und finde, dass Spielen etwas Göttliches hat. Sich im Spiel zu verlieren, mitfiebern, die Gemeinschaft genießen – das ist doch das pralle Leben. Dann ist es gar nicht so wichtig, ob ich gewinne oder verliere. Ich vergesse dann komplett die Welt um mich herum.

 

Ich glaube Gott spielt, und zwar leidenschaftlich gerne. Er spielt aber im guten Sinne. Für mich ist er kein Abzocker, sondern eher einer, der wie bei einem Spieleabend die Gemeinschaft genießt. Einer, der es auch mal drauf ankommen lässt und alles auf eine Karte setzt, der auch mal auf Risiko geht. Mit offenen Karten spielt er zwar leider so gut wie nie. Aber ich glaube ich weiß, in welchem Team Gott ist, also auf welcher Seite er steht. Nämlich ganz klar auf der Seite von denen, die ständig nur abgezockt werden. Er ist im Team mit den Loosern, bei denen, die einfach Pech gehabt haben, da bin ich mir sicher.

Ich glaube nicht, dass das ganze Leben nur ein Spiel ist. Dafür ist es manchmal zu ernst. Und einfach aussteigen und komplett neu anfangen nach dem Motto „Neues Spiel – neues Glück“ geht auch nicht so einfach.

An einen Gott zu glauben, der im Team mit den Verlierern ist, finde ich aber unheimlich befreiend. Vor allem dann, wenn ich selbst das Gefühl habe, ich gehöre auch mal wieder dazu.

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