SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Soll ich jetzt das Schweinefilet mit Spätzle bestellen oder doch lieber den Zwiebelrostbraten? Kaufe ich mir jetzt das T-Shirt hier in diesem Laden – oder geh ich doch noch weiter ins nächste Geschäft? Vielleicht finde ich da noch ein schöneres? Mir fällt es tatsächlich manchmal schwer, mich zu entscheiden. Und das schon bei den kleinen Entscheidungen im Alltag.

Ich gehöre wohl zu den „Maximierern“. Das ist ein Begriff, den Experten gewählt haben, um Menschen zu beschreiben, die meinen, es gibt immer noch ein „Besser“.  Es sind die, die immer wieder zweifeln, ob ihre Entscheidung richtig war. Und die sich über verpasste Gelegenheiten ziemlich viele Gedanken machen.

Ich habe das oft von meinen Mitmenschen gesagt bekommen: „Man kann es Dir nicht recht machen. Du bist auch nie zufrieden“. Ja, das habe ich selbst gespürt, sie hatten recht. Unzufriedenheit und Unruhe sind meine ständigen Begleiter gewesen. Aber was hilft, eine Entscheidung zu treffen, mit der man gut leben kann?

Eine mögliche Antwort liegt schon in der Formulierung der Frage – es muss eine Entscheidung sein, mit der man gut leben kann. Es muss einfach nur gut sein –nicht noch besser.

Wissenschaftler empfehlen, man müsse nur einen einzigen guten Grund finden, um sich für eine Option zu entscheiden. Und sie sagen: Es ist am besten die erste Alternative zu wählen, die den eigenen Ansprüchen genügt - und dann aufhören, weiterzusuchen.

Wem das gelingt, sich so zu begnügen, schafft Frieden mich sich selbst. „Satisficer“ nennt man solche Menschen – im Gegensatz zu den schon erwähnten Maximierern. Und Studien haben tatsächlich belegt, dass die „Satisficer“ schöne Ereignisse viel intensiver als die Maximierer genießen können. Sie stecken Rückschläge schneller weg und neigen viel weniger zu Depressionen.

Ich übe noch für diesen Zustand. Zufrieden und genügsam zu sein, ist auch eine Sache der Haltung. Ich glaube, man kann sie lernen. Ist eine Entscheidung gefallen, dann konzentriere ich mich auf die Konsequenzen und Möglichkeiten, die diese Entscheidung mit sich bringt. Der Versuchung darüber nachzudenken „was wäre wenn ich vielleicht doch … “ gebe ich nicht nach.  Steht eine wichtige Entscheidung an, orientiere ich mich an der Erfahrung von Ignatius von Loyola.  Der Priester und Gründer des Jesuitenordens war ein Meister in dieser Sache: In seinem zentralen Werk, den Exerzitien, hat er Kriterien für eine gute Entscheidungsfindung aufgeschrieben.  Das wichtigste Entscheidungsmerkmal für ihn war dabei der innere Frieden. Also eine innere Ruhe, die sich einstellt, wenn ich mich in eine bestimmte Option hineinversetze. Richtig ist es dann, wenn ich innere Stimmigkeit fühle. Wenn ich sagen kann: Ja, es passt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29188
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