SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wir stehen mit unserem Auto in der Schlange vor dem Entsorgungszentrum. Wir haben Grüngut und eine alte Matratze geladen, die wollen wir loswerden. Während die Schlange sich langsam vorwärtsbewegt sehe ich, was andere so alles wegwerfen: Schränke und Tische, Sessel und Computer, Müll von Umbauten oder Fahrräder. Ich denke: Wir haben einfach viel zu viel.

Jesus formuliert ganz radikal: „Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.“ Klingt radikal, ist radikal. Wer besitzt, kann kein Christ sein, wer Christ sein will, der kann nichts besitzen.

Besitz denkt dieser Jesus ganz weit. Besitz, das ist nicht nur Geld, nicht nur Möbel und Computer und Fahrräder. Besitz umfasst all das, was den Menschen bindet. Was ihn oder sie davon abhält, Jesus nachzufolgen, den Glauben zu leben.

Damit ist klar: Besitz an sich ist kein Problem. Problematisch ist, was der Besitz aus dem Menschen macht. Besitz kann Besitzergreifen. Kann dazu führen, dass meine Gedanken vor allem um Geld und all das kreisen, was mir gehört. All das hat dann plötzlich Vorrang.

Jesus sagt klipp und klar, dass bei ihm eine andere Reihenfolge gilt. Erst die Nachfolge, das Handeln aus dem Glauben, dann erst Besitz und Geld und Familie. Damit stellt Jesus die Welt auf den Kopf. Eine Welt, in der Schnäppchen gejagt werden und das verteidigt wird, was mir gehört. Eine Welt, in der Menschen Unmengen an Besitz anhäufen und es eben auch mit vollen Händen wegwerfen und entsorgen.

Eine ganz aktuelle Botschaft. In vielen Städten gibt es mittlerweile Leihläden oder Umsonstläden. Hier kann man Dinge leihen, die man nur selten braucht: Zelte, Bohrmaschinen, Gartengeräte. Hier kann man Dinge abgeben die man selbst nicht braucht, die aber noch gut sind und die vielleicht anderen nützen.

So wächst – ganz zart aber unwiderstehlich – eine neue Besitzkultur. Jesus hätte das sicher gefallen. Und ich denke nach, was ich eigentlich wirklich brauche – und was ich abgeben kann. Damit mein Handeln glaubwürdig wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29152
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