SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Der Sommer lädt zum Feiern ein. Auch dieses Wochenende wird wieder an vielen Orten eingeladen zu Dorf- und Stadt-, Straßen- und Nachbarschaftsfesten. Wichtig ist dabei meist die Verpflegung. Egal ob Grillspezialitäten, Kuchenbüffet oder Picknickkorb – zusammen am Tisch oder im Gras zu sitzen und zu essen verbindet und macht gute Laune.

Mir gefällt es deshalb, dass auch im christlichen Glauben das Essen und Feiern ganz im Zentrum steht. Ein Gottesdienst ist ja im Kern auch ein Fest, bei dem Brot und Wein geteilt werden. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat die Bedeutung des gemeinsamen Essens ganz deutlich gesehen. „Gott“, so schreibt er in seiner Schrift „Vom gemeinsamen Leben“, „ruft uns durch das tägliche Mahl zur Freude, zur Feier mitten am Werktag.“ So kann, so sieht es Bonhoeffer, jede gemeinsame Mahlzeit zu einem kleinen Fest werden.

Für ihn steckt in der Tischgemeinschaft im christlichen Sinne aber noch mehr – nämlich die Idee des Teilens. „Es ist unser täglich Brot, das wir essen, nicht mein eigenes“, schreibt er. Und sieht einen erstaunlichen Zusammenhang: „Solange wir unser Brot gemeinsam essen, werden wir auch mit dem wenigsten genug haben. Erst wo einer sein eigenes Brot für sich selbst behalten will, fängt der Hunger an. Das ist ein seltsames Gesetz Gottes.“

Ich finde, es lohnt sich, diesem „seltsamen Gesetz Gottes“ im eigenen Leben nachzuspüren: Teilen macht satt – an Leib und Seele. Vielleicht fängt es damit an, dass ich es wage, mich beim Straßenfest einfach an einen Tisch dazu zu setzen – auch wenn ich kaum einen kenne. Oder dass ich bei meiner nächsten Einladung an jemanden denke, dem es guttut, mal wieder unter die Leute zu kommen. Vielleicht kann ich mein Brot sogar auch dann teilen, wenn gerade niemand mit mir am Tisch sitzt. Mit einer Spende zum Beispiel, die woanders den Hunger lindert.

Dann, glaube ich, kann etwas Ähnliches passieren wie in der biblischen Geschichte, in der Jesus die vielen Menschen versorgen muss, die ihm in die Einöde gefolgt sind. Sie sind gekommen, um ihm zuzuhören. Nun ist es Abend und alle haben Hunger. Die Freunde wissen keinen Rat, das Geld reicht nicht, um Essen für alle zu kaufen. Jesus aber heißt die vielen Leute einfach, sich in Gruppen auf den Boden zu setzen und das zu verteilen, was da ist. Und siehe da – von zwei Fischen und fünf Broten werden alle satt.

 „Solange wir unser Brot gemeinsam essen, werden wir auch mit dem wenigsten genug haben“ schreibt Dietrich Bonhoeffer. „Erst wo einer sein eigenes Brot für sich selbst behalten will, fängt der Hunger an.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29138
weiterlesen...