SWR2 Wort zum Tag

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Mich begeistern Menschen, die ein konkretes Ziel haben. Die sich mit voller Kraft für eine gute Sache einsetzen. Vor zwei Wochen habe ich so jemanden getroffen: Samir Esaid, einen Pfarrer aus Jordanien. Er war in unserer Gemeinde zu Besuch, um über seine Schule zu berichten: Eine inklusive Schule in Irbid im Norden Jordaniens, in der blinde, sehbehinderte und sehende Kinder gemeinsam lernen.

Die blinden Kinder kommen oft aus Familien, die sich eine Förderung ihrer Kinder eigentlich nicht leisten können. Manche wurden früher zuhause regelrecht versteckt. An der Schule blühen sie auf. „Eine unserer blinden Schülerinnen hat jetzt Abitur gemacht – und sie war eine der besten Abiturientinnen im ganzen Land“, hat der Schulleiter uns bei seinem Besuch strahlend erzählt.

Nicht nur der inklusive Ansatz macht die christliche Schule in der Region einzigartig. Auch der gemeinsame Unterricht von Mädchen und Jungen und von christlichen und muslimischen Kindern ist eine Besonderheit.

Für diejenigen, die ihr Schulgeld nicht bezahlen können, und für moderne Hilfsmittel, die den Unterricht für die blinden Schüler erleichtern, ist die Schule dringend auf Spenden angewiesen. Pfarrer Esaid reist deshalb jeden Sommer zwei Wochen durch Deutschland und wirbt um Unterstützung. „Gestern hatte ich fünf Vorträge – heute Nacht habe ich nur zwei Stunden geschlafen“, hat er mir gut gelaunt berichtet. Und ich habe gemerkt: Dieser Mann hat offensichtlich eine besondere Kraftquelle – seinen Glauben.

Christen bilden in Jordanien eine winzige Minderheit. Seit in Syrien Krieg ist, haben noch mehr von ihnen das Land verlassen. In Irbid, das nahe der Grenze liegt, lebt eine große Zahl syrischer Flüchtlinge. Seine Schule versteht Samir Esaid deshalb auch als „Ort der Friedenserziehung“. Christen und Muslime lernen sich dort kennen und verstehen.

„Christen sollen das Salz der Erde sein“ – das ist die schlichte Antwort von Pfarrer Esaid, wenn man ihn fragt, warum er sich so für seine Schule einsetzt. Mich hat das daran erinnert: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5,13f) diese Worte von Jesus gelten für alle, die ihm zuhören – auch für mich.

Sicher, nicht jeder hat so viel Energie und kann so viel bewegen wie der jordanische Schulleiter. Aber irgendwo kann auch ich und können auch Sie sich einsetzen, helfen, mitarbeiten, mitbeten, ermutigen oder spenden. Und so der Welt einen guten Geschmack geben und sie heller machen. Salz und Licht sein eben.

Weitere und aktuelle Informationen zur Inklusionsschule in Irbid unter
http://daffy3000.de/wp-content/uploads/2019/04/Osternewsletter-2019.pdf

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29136
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