SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

31JUL2019
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Oh, ich kann mich sowas von aufregen! Es ärgert mich, wenn mein Nachbar sein Auto unerlaubterweise direkt vor meiner Haustür parkt. Und reden wir nicht davon, wenn meine Bahn mal wieder 50 Minuten Verspätung hat… Manchmal könnte ich schreien, so wütend bin ich über meine Mitmenschen und über unser mangelndes Zusammenleben. Und da hilft auch kein „tief durchatmen“ und kein „bis-10-zählen“. Und wenn jemand die Unverfrorenheit hat, mir dann auch noch ein „Reg dich doch nicht so auf“ zu sagen, bin ich an der Decke!

Ich glaube, es ist manchmal gut und wichtig, sich aufzuregen. Die Kunst liegt wohl darin zu erkennen, wann es wirklich angebracht ist. Manchmal ist es nämlich auch einfach nur verschwendete Energie, die mir und anderen nur schadet.

Es gibt ein altes Gebet. Das Gebet habe ich mir ausgedruckt und vor mir an die Schreibtischwand gehängt. Es sagt: Ja, manchmal ist es richtig aufzustehen, um gegen Ungerechtigkeit zu protestieren oder um Unverschämtheiten Einhalt zu gebieten. Ein lautes NEIN zu sagen, wenn meine Nachbarin mal wieder über DIE Ausländer lästert. Aber das Gebet sagt auch, dass es manchmal Unvermeidliches gibt, dass man einfach akzeptieren muss. Es lohnt sich zum Beispiel einfach nicht, aus der Haut zu fahren, wenn man irgendwo anruft und sich in einer endlosen Warteschleife wiederfindet…

Das Gebet geht so:
Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29132
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