SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Mit diesen Worten und einem kleinen Holzkreisel für jeden habe ich mich verabschiedet. Es war die letzte Stunde Religion bei den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklasse. Bernhard Kraus, ein Kollege, hat mich dazu inspiriert. „Sei wie ein Kreisel“, das ist ein Wunsch, der über die Schule und die Schulzeit hinaus gelten soll und der deshalb auch gut an den Beginn der Sommerferien passt. 

Sei wie ein Kreisel. Das heißt, ich bin in Bewegung und lass mich mitreißen. Ich behalte meinen Schwung und bleibe nicht auf der faulen Haut liegen. Ich tanze und wirble durch die Welt. Mache mich auf, entdecke und erlebe Neues. 

Ein Kreisel ist ein Spielzeug. Und manchmal tut es gut, wenn ich das Leben als ein Spiel betrachte. Wenn ich nicht alles zu ernst nehme, was passiert, und mitspiele. 

Damit ein Kreisel sich drehen kann, braucht er einen eigenen Standpunkt. Ohne den geht es nicht. Ohne Standpunkt ist auch im Leben keine Bewegung möglich. Ich will einen guten Standpunkt für mich finden. Will mir klarmachen, was mir im Leben wichtig ist. Wo ich stehe und wofür ich einstehen will. Ich will eine Mitte finden, die mir Kraft gibt. 

Ein Kreisel läuft irgendwie weiter. Das heißt, ich soll mich nicht nur um mich selbst drehen und für mich allein bleiben. Ich kann neugierig sein und mich auf andere Standpunkte zubewegen. Vielleicht auch mal einen ganz anderen Standpunkt einnehmen. Ich möchte bereit sein, auch andere anzustoßen und mich von anderen berühren zu lassen. Kann sein, dass es manchmal knallt und turbulent zugeht. Aber solche Begegnungen können mich und die anderen weiterbringen. Sie verändern uns und unsere Wege. Ich will andere mit meiner Lebendigkeit anstecken. Nicht allein tanzen, sondern mit anderen zusammen. 

Manchmal kommt ein Kreisel an ein Hindernis. So geht es mir auch in meinem Leben. Hindernisse gibt es immer wieder. Manchen kann ich ausweichen und drumherum tänzeln. Aber wenn sich ein Kreisel schnell dreht, lässt er sich auch von einer Schwelle nicht aufhalten. Er kann sie überspringen. So will auch ich nicht an Hindernissen scheitern. Ich will mich ihnen stellen und sie überwinden. 

Und wenn ich doch mal ins Trudeln komme, wenn ich mal anhalte und glaube, dass sich nichts mehr bewegt, dann will ich nicht liegen bleiben. Dann können mir andere einen Anstoß geben. Ich will mich anschubsen und wieder in Bewegung bringen lassen. 

Sei wie ein Kreisel. Das gilt nicht nur für meine Schülerinnen und Schüler, das gilt für uns alle. Bewegen wir uns wie ein Kreisel durchs Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29077
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