SWR2 Wort zum Tag

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Wie müsste eine Welt beschaffen sein, in der Menschen gerne leben? Vielleicht wie ein Garten oder ein Park, mit üppig blühenden Pflanzen – eine wahre Pracht für Augen und Nase. Mit zahlreichen Früchten, die sich das Jahr über ernten lassen. Mit Quellen, Wasserläufen und Brunnen. Mit Wandelgängen und schattigen Lauben.

 

Der Garten ist ein uraltes Symbol für eine ideale menschliche Lebenswelt. Die religiösen und kulturellen Traditionen in aller Welt wissen davon Geschichten zu erzählen – auch die Bibel. An ihrem Beginn wird geschildert, wie Gott einen Garten anlegte, in dem der Mensch in Frieden mit sich und der Natur leben sollte: den Garten Eden oder das „Paradies“, wie dieser Ort mit einem Lehnwort aus dem Persischen bezeichnet wurde.

 

In der altorientalischen Welt war den Menschen wahrscheinlich wenig bewusst, in einer Welt zu leben, in der Rohstoffquellen begrenzt sind. Und vielleicht waren ihnen auch die Zusammenhänge in der Natur noch wenig klar, die wir heute als „ökologisches System“ bezeichnen. Umso erstaunlicher, dass bereits hier von der Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur gesprochen wird!

 

In der alten Paradiesgeschichte ist dem Menschen die Natur als Garten gegeben, als ein Stück Kulturland. Zugleich ist mit dem Wohnrecht des Menschen in diesem Garten eine Verpflichtung verbunden: Der Mensch soll den Garten hegen und pflegen, er soll ihn – wie es wörtlich heißt – bebauen und bewahren! Das zu erinnern ist es an jedem Friday for Future wert und an den übrigen Wochentagen davor und danach.Das Paradies, der Garten Eden, ist verloren gegangen – gewiss. Die Bibel erzählt, dass der Mensch von dort vertrieben wurde. Dass er deswegen aber das Recht habe, die Natur auszubeuten und zu zerstören, ist ein Trugschluss. Die Arbeit an und in diesem Garten ist vielleicht härter geworden, aber von einer Aufhebung des Gebots, die Natur nicht nur zu gebrauchen, sondern auch zu schützen, steht in der Bibel nichts.

 

Auch und gerade in Zeiten des Klimawandels erweist sich der alte Schöpfungsauftrag aus der Bibel als hochaktuell. Ganz gleich, wie man zu den Ursachen der aktuellen Klimaveränderungen stehen mag: Es gibt keinen Freifahrschein für umweltschädliches Verhalten. Und Plastikmüll, CO2-Ausstoß, die Überfischung der Meere tragen nicht gerade zur Bewahrung der Schöpfung bei.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29055
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