SWR4 Abendgedanken

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Endlich Ferien! So haben in den letzten Tagen die Schülerinnen und Schüler bei uns in Rheinland-Pfalz gejubelt. Andere warten noch sehnsüchtig auf den letzten Schultag. Alle sehnen sich nach freier Zeit. Zeit, um zu spielen, auszuschlafen und zu relaxen.

Alles gut. Wenn es vorher bloß nicht die Zeugnisausgabe gäbe. Die liegt manchen Kindern ganz schön im Magen. Nicht immer ist alles glatt gelaufen im vergangenen Schuljahr. Aber nun ist das Zeugnis gedruckt. Schwarz auf weiß stehen die Noten und so manche Bemerkungen darauf. Jedes Jahr gibt es Schülerinnen und Schüler, die sich mit ihrem Zeugnis nicht nach Hause trauen. Die sich schämen und nicht weiter wissen. Ich finde das schlimm.

Denn auch ein schlechtes Zeugnis kann im nächsten Jahr ein gutes oder zumindest ein besseres werden. Das hängt auch davon ab, wie die Schüler unterstützt werden. Und niemand bräuchte sich zu fürchten, wenn Menschen, egal wie alt, nicht nur nach ihrer Leistung beurteilt würden. Manchmal hilft es schon, wenn Eltern sich daran erinnern, wie es ihnen selbst am letzten Schultag ergangen ist. Und was Ihnen damals geholfen hat, ohne Angst nach Hause zu gehen. Zum Beispiel wenn die Mutter tröstend den Arm um die Schulter gelegt hat, weil sie wusste: die Fünf in Mathe war ja keine böse Absicht. Oder wenn der Vater erzählt hat, dass er auch schlecht in Englisch war –und heute trotzdem mit den Geschäftspartnern problemlos Englisch spricht.

Kinder sollten ermutigt werden. Niemand sollte aufgegeben oder verlorengegeben werden, nur weil die Leistung nicht stimmt.  

Deswegen haben wir bei uns in der Gemeinde den Kindern am letzten Schultag eine biblische Geschichte mitgegeben. Die Geschichte vom verlorenen Schaft. Jesus hat sie einmal erzählt. Ein Hirte hatte hundert Schafe und eines davon ist verlorengegangen. Das eine Schaf hat dem Hirten gefehlt. Deshalb hat er die 99 Schafe zurückgelassen und hat sich auf die Suche nach dem einen Schaf gemacht. Und als er es gefunden hatte, hat er ein großes Fest gefeiert.

Jesus hat gemeint: Jeder einzelne ist Gott so wichtig, dass er ihn sucht. Keinen gibt Gott verloren. Denn jeder Einzelne ist etwas ganz Besonderes.

Nun haben alle Schülerinnen und Schüler ihr Zeugnis. Vielleicht ist nicht jedes Zeugnis besonders, aber jede und jeder der es bekommt, ist es schon. Ein besonderer Mensch, den niemand verloren geben darf. Egal, was auf dem Zeugnis steht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28954
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