SWR3 Worte

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06JUL2019
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Gioconda Belli, Schriftstellerin aus Nicaragua, dankt Gott auf ihre ganz eigene Art dafür, von ihm geschaffen worden zu sein:

„Und Gott machte eine Frau aus mir, mit langem Haar,
Augen, Nase und Mund einer Frau.
Mit runden Hügeln und Falten und weichen Mulden,
höhlte mich innen aus und machte mich zu einer Menschenwerkstatt.
Verflocht fein meine Nerven und wog sorgsam meine Hormone aus.
Mischte mein Blut und goss es mir ein,
damit es meinen Körper überall bewässere.

So entstanden die Gedanken, die Träume, die Instinkte.
All das schuf er behutsam mit seinen Atemstößen
und seiner bohrenden Liebe,
die tausendundein Dinge, die mich täglich zur Frau machen,
deretwegen ich stolz jeden Morgen aufwache
und mein Geschlecht segne.

Gioconda Belli, Und Gott machte eine Frau aus mir.
In: Gioconda Belli: Wenn Du mich lieben willst. Gesammelte Gedichte

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