SWR3 Gedanken

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25JUN2019
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In Zagreb gibt es ein „Museum der zerbrochenen Beziehungen“. Mehr als 10.000 Objekte werden da mittlerweile ausgestellt: ein Glas voller Scherben zum Beispiel, ein Gartenzwerg oder die Asche eines verbrannten Hochzeitskleids.

Die Macher des Museums sind Olinka und ihr Exfreund Drazen. Als langsam klar wurde, dass die beiden sich trennen, wollten sie die gemeinsame Zeit nicht einfach ungeschehen machen. Sie wollten wertschätzend zurückblicken können. Und so ist die Idee zum Museum entstanden. Olinka sagt: „All diese Ausstellungsstücke repräsentieren eine Beziehung, die nicht mehr lebt. Aber es sind Beweise, dass die Liebe existiert hat.“

Und so wird zu jedem Objekt im Museum eine kleine Geschichte erzählt. Da ist zum Beispiel der kleine Snoopy aus Plüsch. Dazu schreibt Emma: „Er hat ihn mir mit 17 geschenkt. Nach 30 Jahren - drei Söhne und ein Haus später - hat er sich in eine andere verliebt, und mir das Herz gebrochen.“ Auch eine Axt wird ausgestellt, mit der aus Wut eine Wohnung zertrümmert wurde. Mittlerweile ist sie im Museum als „Ex-Axt“ bekannt. Oder ein kleiner Aufzieh-Hase namens „Honey Bunny“, der immer mit im Gepäck gesteckt hat, wenn einer der beiden Partner allein unterwegs war. Und dann ein Foto davon nach Hause geschickt: Honey-Bunny auf einer Wüsten-Düne, neben einem Rednerpult oder an einem verregneten Hotelfenster.

An den Ausstellungsstücken und ihren Geschichten kann man gut erkennen, welch große Rolle Gefühle spielen, wenn eine Beziehung zerbricht. Das kann wütend machen, todtraurig oder sehnsüchtig. Es kann enttäuschen, lähmen oder das Herz brechen. Viele Museumsbesucher fangen in der Ausstellung an zu weinen.

Olinka ist überzeugt: „Wenn eine Beziehung zerbricht, kannst du zwar Tabula Rasa machen. Aber das passt nicht zu allen. Jemand, mit dem du dein Leben geteilt hast, hinterlässt eine Spur. Das Museum ist ein Plädoyer dafür, die Vergangenheit nicht wegzuwerfen, sondern sie anzuschauen.“

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