SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Es passiert immer wieder – auch mir. Ich sage Dinge, die ich nachher bereue: zu harte oder zu laute Worte, unnötige, manchmal auch abfällige Bemerkungen. Manchmal ist es auch einfach eine unbedachte Äußerung, gar nicht böse gemeint, die andere verletzt. Meist tut es mir kurz danach schon leid – aber zurückholen kann ich meine Worte nicht mehr.

Dass Worte nicht harmlos sind, sondern große Macht haben, das ist auch immer wieder Thema in der Bibel. Der Jakobusbrief im Neuen Testament widmet der „Macht der Zunge“ einen ganzen Abschnitt – anscheinend hat der Verfasser des Briefes mit der Macht der Zunge besonders schlechte Erfahrungen gemacht, denn er schreibt:

Der Mensch hat es fertiggebracht, alle Tiere zu bändigen: Raubtiere, Vögel, Schlangen und Fische. Aber die Zunge hat noch niemand bändigen können, diesen ruhelosen Störenfried […]. Mit der Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater – und mit ihr verfluchen wir unsere Mitmenschen, die nach Gottes Bild geschaffen sind. (Jakobus 2,7-9)

Ein eher düstereres Bild – dabei kann die Macht, die unsere Worte haben, doch durchaus auch Gutes bewirken. Wir können einander mit Worten trösten, beruhigen, anderen Wertschätzung entgegenbringen und sogar Liebe zeigen. Was also braucht es, damit die Zunge kein Störenfried unserer menschlichen Beziehungen ist, sondern sie verbessert?

Der Jakobusbrief hat dafür eine kurze Formel gefunden, die mir sehr einleuchtet: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn! (Jakobus 1,19)

Ja, ich glaube tatsächlich: das Geheimnis liegt im Hören. Wenn ich öfter dem Zuhören die Priorität geben würde vor dem Reden, könnte ich manche verbalen Missgeschicke verhindern. Und wenn ich dazu noch bereitwillig und genau zuhören würde, wäre manches schnelle oder gar zornige Wort vielleicht sogar unnötig. Und wenn das alle so machen würden, könnte sich auch in unserer Gesellschaft etwas verändern: Mehr Verständnis füreinander könnte entstehen, Vertrauen wachsen. „So ein Vertrauen!“ – von dem auch im Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentags die Rede ist, der gerade in Dortmund gefeiert wird.

Gründlich zuhören, überlegt reden. Ich gebe zu: Für eine wie mich, die gerne redet, ist da keine ganz einfache Aufgabe. Aber sicher eine lohnende. Und eine, die leicht zu merken ist: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28883
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