SWR4 Abendgedanken BW

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In der letzten Woche habe ich Bilanz gemacht für das vergangene Jahr, Sie vielleicht auch. In den ruhigen Tagen "zwischen den Jahren" hat man ja Zeit dafür ...
Letzte Woche jedenfalls waren bei mir am Schreibtisch 'Bilanzen' dran: Portokasse, Fahrtenbuch für's Auto, Nebenkostenabrechnung und, das ist so eine Marotte von mir: Ich rechne aus, wieviel vom Häusle jetzt uns gehört und wieviel noch der Bank. Soweit also das, was in Zahlen ausgedrückt werden kann - und das ist, so ungern ich es mache, noch der leichtere Teil der Übung.
An diesen letzten Tagen des Jahres nehme ich mir auch Zeit für eine persönliche Jahresbilanz. Ich frage mich: Was habe ich erwartet und was davon hat sich erfüllt? Was haben andere von mir erwartet und ich bin dem nicht gerecht geworden. Es gibt dann auch genug Erfreuliches, auf das ich da komme und hin und wieder auch Erfolge, auf die ich ein wenig stolz bin. Und ein großes Maß an Anerkennung, Vertrauen und Zuneigung, unverdient viel davon.
Ich "verdiene" Lob und Anerkennung so viel oder so wenig wie jeder andere, das weiß ich. Und auf Nachsicht bei Versäumnissen und Fehlern, die ich gemacht habe, habe ich keinen Anspruch. Und doch neige ich dazu, Erfolge auf meiner "Haben-Seite" als "Eigenleistung" zu buchen. Wenn aber was schief gelaufen ist, dann schiebe ich das gern auf andere - oder wenigstens auf die Umstände, die halt nicht günstig waren.
Wenn ich mich dabei wieder einmal ertappe, erzähle ich mir gern - und jetzt ja auch Ihnen - die Geschichte vom schwäbischen Weingärtner, korrekt: vom "Wengerter".
Sein Wein wird von einem Käufer als ausgezeichnetes Tröpfle sehr gelobt. Da antwortet der Wengerter stolz: "Ja, oigas G'wächs, selber g'macht!"
Im Folgejahr wird sein Wein vom gleichen Kunden als "rechter Säuerling" verspottet, da meint er: "Ja, was willsch macha, so hât en dr Herrgott wachsa lassa ...!"
Ja, so ähnlich mache ich das auch. Und ich stell' mir vor, Gott hört dem Wengerter - und mir - zu, wie ich meinen Misserfolg bei ihm ablade; ich höre IHN sagen: "Na du bist mir ein Schluri". Dann kann ich auch über mich selbst ein wenig spotten und die Bilanz rückt sich für mich wieder zurecht: Was ist gelungen, was ging daneben; viel Anerkennung habe ich bekommen, nicht immer "verdient", sondern sozusagen "auf Bewährung".
So "habe ich das Jahr abgeheftet" und auf den "Aktendeckel" geschrieben:
Ich danke Gott von ganzem Herzen für alle Bewahrung im Jahr 2007 und für die "Bewährung", die er mir immer wieder einräumt! Und ich hoffe für Sie und für mich, dass wir das auch am Ende von 2008 sagen können.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2888
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