SWR2 Wort zum Tag

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In unzähligen Kirchen finden sich Statuen oder Darstellungen des heiligen Antonius - im braunen Gewand der „Minderbrüder“, wie sich die junge Ordensbewegung um Franz von Assisi selbst nannte; Antonius gehörte zur ersten Generation der franziskanischen Gemeinschaft.

In Darstellungen trägt Antonius oft das Jesuskind auf den Armen: darin drückt sich seine besonders innige Beziehung zum Evangelium aus, so sagen die einen. Mit dem Jesuskind auf dem Arm ist er seinen Mitbrüdern im Wunder erschienen, sagen die anderen.

Eine Menge Legenden ranken sich um Antonius - gerade auch um seine offenkundige Redekunst. Antonius war ein Predigttalent. So sollen ihm sogar Fische andächtig gelauscht haben. Zu Hunderten müssen ihm jedenfalls seine Zeitgenossen, oft unter freiem Himmel, gebannt zugehört haben. Seine Kenntnis der Bibel, seine theologische Bildung war legendär. Gerade aber für die Einfachen und Ungebildeten unter seinen Zuhörern fand Antonius offenbar die richtigen Worte.

Dass er so beliebt ist, verdankt der heilige Antonius seinem Image als helfendem „Schlamper-Toni“. So soll ein Stoßgebet zu Antonius helfen, wenn etwas unauffindbar  ist. Ursprünglich war allerdings bei dem, was verloren ist, weniger an Portemonnaie oder Schlüssel gedacht. Antonius hatte offenbar eine besondere Gabe: mit seiner ebenso klugen wie menschenfreundlichen Predigt diejenigen zu überzeugen, die ihren Glauben verloren hatten.

Ich verdanke meinen Zugang zum heiligen Antonius dem österreichischen Autor Michael Köhlmeier. Vor zwei Jahren hat er ein wunderschönes Buch geschrieben, eine Novelle, vielsagend betitelt: „Der Mann, der Verlorenes wiederfindet.“ Der renommierte Romanautor erzählt darin eine leise, einfühlsame Geschichte, keine jubelnde Heiligenlegende Antonius wird von Köhlmeier vor allem auch mit Widersprüchen gezeichnet: fromm und unabhängig im Denken. Antonius ist einer, der durchaus weiß, was er kann. Dennoch bemüht er sich, demütig zu sein. Der gefragte Prediger schien selbst  oft auch zu zweifeln in seinem Glauben.

Das macht für mich den heiligen Antonius zu einem ungemein sympathischen Heiligen, gerade für unsere Zeit.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28844
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