SWR3 Gedanken

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„Ich, Michaela, möchte dich, Sylvie, vor Gott, vor unseren Familien und vor unseren Freundinnen und Freunden zu meiner Frau nehmen.“ Sprach’s und lächelte. „Ich lieb’s halt eher geradeheraus.“

Der Entschluss zu ‚heiraten’, pardon: eine „Lebenspartnerschaft“ einzugehen, war für Michaela und Sylvie nicht einfach. Ihren Eltern und Geschwistern hatten sie es ja schon vor geraumer Zeit gesagt, dass sie nun ein Paar seien, aber Onkeln, Tanten, Großel-tern... dann die Arbeitskollegen – was würden die dazu sagen? Aber: ein Segen, ganz so schlimm waren die Reaktionen auf die Einladungen nicht ausgefallen. Am besten war Mi-chaelas Großmutter! Die umarmte Sylvie und zwinkerte Michaela verschmitzt zu: „Da haste dir aber ein fesches Mädel ausgesucht!“ Klatschte in die Hände und fragte, „Und wann wird nun gefeiert?“

Der Entschluss, um den Segen Gottes für ihre ‚Lebenspartnerschaft’ zu bitten, war nicht einfacher. Die meisten ihrer Freundinnen und Freunde stehen der Kirche distanziert und kritisch gegenüber. Und ein Onkel sagte: „Was? Jetzt macht die Kirche auch noch so’n Lesbenzeug mit?!“.
Aber Michaela und Sylvie ist der Segen Gottes für ihr gemeinsames Leben erstaunlich wichtig: „Wir wären heute nicht zusammen hier, wenn wir nicht daran geglaubt hätten, dass Gott uns alle so geschaffen hat, wie wir sind und ihm jedes einzelne seiner Ge-schöpfe wertvoll ist – egal ob dieses nun weiblich oder männlich, hetero oder homo oder sonst wie ist. Als wir entdeckt haben, dass wir uns lieben, dass wir anders sind, dass wir lesbisch sind, da waren wir uns ganz sicher: Gott hat uns so oder so lieb – im Gegenteil, wir sind sogar davon überzeugt, dass Gott sich freut, dass wir uns lieben und dafür wol-len wir ihm Danke sagen und wir wollen ihn um seinen Segen bitten, dass unsere Liebe uns trägt.“

Übrigens wird es ein großes Fest werden: Alle wollen kommen – die Familien, sämtliche Freunde, die Arbeitskollegen. Und auch der Onkel kommt; denn so sagt er, neugierig ist er schon, wie das in der Kirche mit der Segnung der beiden Frauen so geht.

Und nun ist es so weit – es wird ‚geheiratet’!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2884
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