SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Eine ältere Dame schüttelt den Kopf und läuft empört an mir vorbei. „Langsam können die’s doch echt mal gut sein lassen!“ Mit dem Spruch meint sie nicht nur mich, sondern noch hundert andere Menschen. Wir stehen gemeinsam auf dem Stuttgarter Schlossplatz und nehmen an einer Demo teil: Fridays for Future. Unsere Forderungen sind klar und wirklich dringend: Es muss etwas getan werden, damit wir nicht in eine große Klimakatastrophe hineinrasen. Wenn unsere Politiker*innen nicht bald Handlungsstrategien entwickeln und etwas gegen die Erderwärmung tun, hat das große Konsequenzen für unseren Planeten und unseren Wohlstand. Vielleicht spüren wir hier in Deutschland noch nicht viel davon, aber in Afrika leiden bereits Menschen unter Überschwemmungen und großer Hitze. Das extreme Wetter vertreibt Massen von Menschen aus ihrer Heimat. Es ist also höchste Zeit, etwas zu tun!

Die Frau, die sich über die Demonstrant*innen aufregt, sagt, dass wir es echt mal gut sein lassen können. Ich kenne noch mehr Leute, die sich über diese Demo empören. Sie sagen: „Die sollen lieber lernen gehen“ oder „die wollen nur die Schule schwänzen“. Ich frage mich: Regen die sich wirklich darüber auf, dass es unserer jungen Generation nicht egal ist, wie es mit unserer Welt weitergeht? Dass tausende Jugendliche total Angst haben um ihre Zukunft und deshalb mit allen Kräften und Möglichkeiten darum kämpfen, gehört zu werden?

Ich finde: Die jungen Menschen haben Recht. Sie haben zu Recht Angst vor ihrer Zukunft und um die Zukunft unseres Planeten. Wir wissen nicht, ob wir in dreißig Jahren noch ein sicheres Leben führen können, wenn die Klimapolitik sich nicht ändert. Es ist höchste Zeit, die Forderungen der jungen Leute anzuhören und umzusetzen.

Wenn meine Tochter später mal die Schule schwänzt, dann wünsche ich mir, dass sie das für diese Welt und mit vielen so tollen Gleichgesinnten tun. So wie gerade bei Fridays for Future. Da sind so viele engagierte junge Frauen und Männer; sie schwänzen nicht nur die Schule und halten ihre Demoplakate hoch, sondern unterhalten sich darüber, wie sie ihre Eltern dazu bewegt haben, weniger Plastik einzukaufen, warum sie nicht vorhaben, einen Autoführerschein zu machen und dass sie sich samstags zum Müllsammeln im Park treffen; und am wichtigsten: wie sie Politiker*innen zu einer besseren Klimapolitik bewegen können. Die meisten bei Fridays for Future sind halb so alt wie ich, aber haben doppelt so viel Ahnung davon, wie sie diesen Planeten retten können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28830
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