SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Als alle Welt sich für die Party am Abend fertig machte und den Sekt kaltstellte, nahm sie ihren Koffer und fuhr ins Krankenhaus.
Als die Sektkorken knallten und der Himmel rot, blau, grün erleuchtete, fühlte sich ihr Unterleib an, als ob auch er gleich explodieren müsste.
Als man sich umarmte und sich „Frohes Neues Jahr!“ wünschte, spürte sie Gerds Arme um sich, wie er ihr ängstlich ins Ohr flüsterte „Gleich, gleich ist es da!“
Als dann endlich die Nacht schon fast vorbei war, die letzten Partygänger nach Hause gingen, die Ersten schon die Bürgersteige zu fegen begannen, da endlich war es so weit: Malte kam zur Welt!

Das ist jetzt schon eine Weile her, genau genommen zwölf Monate und ein Tag. Seither hat sich einiges verändert in ihrem Leben:
Aus dem kleinen, verschrumpelten Wesen ist ein proper Kerlchen geworden.
Nach einem halben Jahr ist sie wieder Arbeiten gegangen – Teilzeit erst einmal.
Malte hat ihr Leben einfach so auf den Kopf gestellt, Fragen aufgeworfen; wie er so mit seinen kleinen neugierigen Augen die Welt und das Leben erkundet.
Das neue Leben zu dritt hat ihre Beziehung zu Gerd verändert – irgendwie sind sie sich näher gekommen, vertrauter geworden. Aber diese Veränderung in ihrer Beziehung war nicht einfach und glatt abgegangen, sondern hatte viele Diskussionen und Meinungsver-schiedenheiten mit sich gebracht.
Malte hat aber auch ganz praktische Anforderungen gestellt: Das tägliche Leben, der Haushalt - all das läuft nun anders als vorher.
Manche Dinge sind wichtig geworden, andere unwichtiger.
Zum Beispiel ist sie noch nie so oft und so bewusst spazieren gegangen, wie jetzt mit Malte.

Das erzählt sie mir alles mit glänzenden Augen.
Auf einmal rückt sie näher, flüstert fast:
„So ein Kind, mein Gott, es ist - wie ein Wunder!“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2883
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