SWR3 Gedanken

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03JUN2019
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Eher zufällig stoße ich im Internet auf folgenden Satz: I’m pretty sure my prayers go directly to God’s spam folder. Zu deutsch: Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle meine Gebete direkt in Gottes Spamordner landen. Also dort, wo sich der Mail-Müll versammelt und darauf wartet, mit einem Mausklick ins elektronische Nirwana zu wandern.

Keine Ahnung, wer diesen Satz in die Welt gesetzt hat. Aber bestimmt spricht er vielen Menschen aus der Seele. Die ihr Gebet zum Himmel schicken und auf Antwort warten. Und oft das Gefühl haben, dass keine kommt. Dass auf Gottes Account ausgerechnet ihr Gebet aussortiert wird als überflüssiger Datenmüll. Mag sein, dass Gott anderen antwortet. Aber nicht mir.

Spamordner sind ein ziemlich modernes Phänomen. Aber die Befürchtung, dass Gott sich für unsere Gebete nicht interessiert, bewegt Menschen seit Tausenden von Jahren. In einem Psalm heißt es: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ Da hat es also wohl schon damals einer wissen wollen: Hört Gott, was mich bewegt? Beschäftigt er sich mit meinen Sorgen, Fragen, Klagen? Interessiert er sich überhaupt für mich?

Der Psalmbeter ist sich sicher: Mein Gebet kommt an. Weil Gott seit Anbeginn der Zeit sozusagen online ist. Und in einer Menge Geschichten erzählt die Bibel davon, was Menschen mit Gott erleben. Eine Art Website mit dem Titel „www Punkt ich bin immer für dich da Punkt de“. Auch wenn du es nicht immer spürst, auch wenn du es nicht immer glaubst. Ich bin nie weiter weg als einen Mausklick, höre dich, bin bei dir. Auch ohne Lesebestätigung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28759
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